Verspielt sei Walsers «Räuber»-Roman, sagt Dramaturg Adrian Flückiger. «Ein fabulierlustiger Text, der zum Spielen einlädt.» Und so ist auch das Theaterstück herausgekommen, das Regisseurin Deborah Epstein und Multimediakünstler Florian Barth auf der Basis von Walsers Roman kreiert haben.
Auf der Bühne ist es ganz leise.
Ziemlich verrückt sei der Abend, sagte eine Zuschauerin im Stadttheater Solothurn. «Ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass so etwas möglich ist.» Das Aussergewöhnlichste: Das Publikum trägt an einem grossen Teil des Abends Kopfhörer. Die Schauspieler flüstern in Mikrofone. «Wir hören einander fast nicht», sagt Schauspielerin Barbara Grimm. «Es ist ganz leise auf der Bühne.» Dieses Stück sei für das Schauspielteam sehr besonders. «Wir freuen uns immer wie Kinder auf die Aufführung.»
Kein roter Faden
Schön sei auch, von der Bühne aus die Gesichter im Publikum zu sehen, sagt Barbara Grimm: «Es wird viel gestaunt an diesem Abend.» Was auch damit zusammenhängen dürfte, dass das Stück keinen roten Faden hat. Ebenso wenig wie Walsers Roman. Kurze Szenen werden gespielt, wieder unterbrochen, etwas anderes wird erzählt. Dazu gibt es Video-Einspielungen und Musik.
An zwei Stellen würden sie auch improvisieren, erzählt Schauspielerin Barbara Grimm, die seit 2002 an den Stadttheatern Biel und Solothurn arbeitet. Das gefalle ihr: «So sind wir alle wieder am Fiebern und es gibt keine Routine. Sogar ich mit meinen 62 Jahren - ich liebe das.»
Aufführungsdaten
Walser mal anders
Für das Publikum kann der Abend überraschend sein, erheiternd und - er kann einem Robert Walser näher bringen. Dramaturg Adrian Flückiger sagt: «Offenbar kannten viele Leute diese verspielte, anarchische Seite von Walser noch nicht.» Wenn der eine oder die andere Robert Walser so neu kennenlerne, finde er das wunderbar.
Die Uraufführung «Die Wärme sollte kälter und die Kälte wärmer sein» hat am 10. Mai 2016 Premiere am Stadttheater Biel.