«Gibt es ein Leben ohne Erinnerung?» Dies war für den 35-jährigen Rob Lewis die zentrale Frage dieser Arbeit. Der Berner Fotograf hat während anderthalb Jahren immer wieder Menschen mit Demenz getroffen. Sie leben im Zentrum Schönberg, das sich auf die Bereiche Demenz und Palliative Care spezialisiert hat.
Gibt es ein Leben ohne Erinnerung?
Am Anfang sei er ohne Kamera, nur mit einem Notizblock unterwegs gewesen, erzählt Rob Lewis im Gespräch. Rasch habe er dann das Vertrauen der Menschen mit Demenz, ihrer Angehörigen und der Zentrumsleitung erhalten. Die Fotos seien dann erst ganz kurz vor Schluss entstanden. Bevor er den Auslöser betätigen konnte, brauchte er die schriftliche Einwilligung von sämtlichen Angehörigen oder Beiständen.
Der Blick in den Spiegel
Die 25 Porträts der Menschen mit Demenz sind auf eine spezielle Art und Weise entstanden. Rob Lewis hat seine Kamera hinter einem Einwegspiegel aufgestellt. So haben die Porträtierten nicht in die Kamera geschaut, sondern ihr Spiegelbild betrachtet. Einzelne von ihnen hätten es nur wenige Sekunden vor dem Spiegel ausgehalten, andere hätten sich ganz ruhig betrachtet, erzählt er.
Spiegel können bei Menschen mit Demenz im fortgeschrittenen Stadium zur Hürde werden, weil sich die Menschen nicht mehr darin erkennen. Die Spiegel werden dann oft aus ihren Zimmern entfernt. Die Idee mit dem Einwegspiegel ist erst während dem Projekt entstanden.
Demenz in der eigenen Familie
Rob Lewis weiss aus eigener Erfahrung, was es heisst, Menschen mit Demenz zu betreuen. Seine beiden Grossmütter litten an dieser Krankheit. «Das war schwer zu ertragen und kaum mitanzusehen.» Dies habe ihm vielleicht den Zugang zu den Leuten im Zentrum Schönberg etwas erleichtert. «Aber teilweise war die Arbeit mit ihnen genauso heftig.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)