Über 100 Seiten dick ist sie jeweils - die Könizer Zeitung. Da liest man über das Engagement der Bevölkerung im Asylzentrum, über ein Schwingfest, ein neues Bauprojekt. «Die Nöte der Tageszeitungen kommen uns dabei zugute», sagt Redaktionsleiter Martin Hasler. So decke seine Zeitung Themen ab, die von den grossen Regionalzeitungen nicht mehr berücksichtigt würden. Und er gesteht: «Wir machen ein bisschen eine Wohlfühlzeitung.»
Mit fast 48'000 Exemplare Auflage ist die Könizer Zeitung eine der grössten Lokalzeitungen in der Schweiz. Und so wie die Gemeinde Köniz gewachsen ist, hat sich auch das Verteilgebiet der Zeitung ausgeweitet. In über 20 Gemeinden rund herum wird die Gratiszeitung heute verteilt - als Sensetaler Zeitung auch im Freiburger Sensebezirk.
Zusammen mit einem Team von freien Mitarbeitenden produzieren Hasler und seine Kollegin die Monatszeitung. Und sie kommt an. Liege sie mal nicht im Briefkasten, dann komme postwendend das Telefon, sagt Hasler. Fast die Hälfte der über 100 Seiten sind Inserate von der lokalen Bank, der Gärtnerei, dem Veloladen. So finanziert sich die Gratiszeitung. Und Verlagsleiter Bruno Grütter sagt: «Wir schreiben schwarze Zahlen und nicht nur eine schwarze Null.»
Symbiose, die dem Lesermarkt dient, aber auch dem Werbemarkt
Keine Krisenstimmung bei der Könizer Zeitung: Damit liegt diese Lokalzeitung im Trend. Lokalblätter, die sich auf einen lokalen Markt begrenzen, könnten sehr wohl erfolgreich sein, sagt Othmar Fischlin. Er leitet das Medieninstitut des Verbands Schweizer Medien. Was den Leser in seiner Wohngemeinde interessiere, das sei auch eine ideale Plattform für Werbekunden im selben Raum. «Daraus ergibt sich eine Art Symbiose, die dem Medium dient - im Lesermarkt wie im Werbemarkt.»
(Rendez-vous, 16.6.2016)