Ihre Schicht ging dem Ende zu, als der Notruf einging. Eine Frau sei in den Lachenkanal bei Thun gefahren. Das Auto sei bereits halb versunken.
Als die zwei Polizisten Martin Wittwer und Christof Baumann am Unglücksort ankommen, sind nur noch die Hecklichter des Autos zu sehen. Sofort springen sie ins Wasser und rütteln an den Autotüren. Vergebens. Auch die Heckklappe lässt sich nicht mehr öffnen. Die Frau im Auto hat Angst, schreit. Das Wasser steigt unaufhaltsam. Es reicht ihr bereits bis zur Brust. «Ich schwamm ans Ufer, um einen Hammer zu holen», sagt Martin Wittwer. Währenddessen zieht und rüttelt sein Kollege immer noch an den Autotüren. Er muss schon den Kopf unter Wasser halten, um den Türgriff noch zu erreichen. Plötzlich, «wie durch ein Wunder» sagt Christof Baumann, öffnet sich eine Türe. Die Frau nimmt Luft und taucht an die Oberfläche.
«Wir sind keine Helden»
«Es ist eigentlich nicht unser Verdienst. Wir hatten einfach Glück», sagt Martin Wittwer bescheiden. Als Helden wollen sie sich partout nicht bezeichnen. Sie sind überzeugt, jeder andere hätte dies auch machen können. Trotzdem war diese Rettungsaktion nicht ganz alltäglich. «Die Bilder gingen mir schon noch eine Weile durch den Kopf», sagt Christof Baumann gegenüber dem «Regionaljournal Bern Freiburg Wallis» von Radio SRF. Und auch Fragen hat er sich gestellt: «Wie weit wäre ich gegangen, wenn ich mich damit selber in Gefahr gebracht hätte? Ich weiss die Antwort immer noch nicht», sinniert er. Martin Wittwer hat etwas bei der Rettungsaktion gelernt: «Zum Beispiel, dass ich das nächste Mal die Schuhe ausziehe, bevor ich mich ins Wasser stürze», sagt er mit einem Schmunzeln.