«Es ist ein Erfolg, dass es uns noch gibt». Dieser Satz von WRB-Geschäftsführer Hans-Jürg Gerber über das vergangene Geschäftsjahr des Wirtschaftsraums Bern zeigt dessen Dilemma. Der WRB, von den kantonalen Finanzflüssen abgehängt und von 60 der 96 Regionsgemeinden im Stich gelassen, muss sich enorm um seine Daseinsberechtigung bemühen.
Er sucht sich seine Nische bei der Kommunikation, bei der Veranstaltung von Firmenanlässen, bei der Beratung von Gemeinden und mit seiner Datenbank über verfügbare Grundstücke für die Wirtschaft.
Die Funktion als Wirtschaftsamt der Stadt Bern alleine kann den WRB und seine 8 Mitarbeitenden nicht über Wasser halten. Und vom Kanton, der die Wirtschafts- und Standortförderung gerade im wirtschaftlichen Zentrum um die Hauptstadt dominiert und die Erfolge für sich beansprucht, kann der WRB keine Unterstützung erwarten.
Regionalkonferenz Bern-Mittelland will Gegengewicht zum Kanton
Die Teilkonferenz Wirtschaft der Regionalkonferenz Bern-Mittelland hat ihrer Wirtschaftsorganisation WRB zwar ein neues Leitbild verpasst. «Wir brauchen den WRB, um bei der kantonalen Wirtschaftsförderung die Interessen unserer Region zu verteidigen. Wir wollen Wachstum hier und nicht in Biel oder im Oberland» sagt der Präsident der Konferenz, der Worber Gemeindepräsident Niklaus Gfeller.
Ein Ausweg könnte der Zusammenschluss sein mit der «Neuen Regionalpolitik», die ebenfalls von der Regionalkonferenz Bern-Mittelland bearbeitet wird. Da geht es vorab um die Wettbewerbsfähigkeit einer Region oder um Infrastruktur. «Möglicherweise müssen wir hier das Gewicht der Wirtschaft stärken» sagt Regionspolitiker Niklaus Gfeller aus Worb.
Gemeinden und Wirtschaft fragen nach dem Nutzen
«Uns als typischer Wohngemeinde bringt der WRB zuwenig. Und was wir wirtschaftlich bieten können, haben wir selber im Griff. Wir haben deshalb eine Mitgliedschaft im WRB verworfen» sagt Stefan Lehmann, Gemeindepräsident von Gerzensee. Er setzt für seine Gemeinde auf die «Neue Regionalpolitik».
Skeptisch ist auch der Wirtschaftsverband HIV. «Die Firmenanlässe, die der WRB veranstaltet, sind gut», bestätigt HIV-Direktor Adrian Haas. «Allerdings kann man sich fragen, ob Netzwerk-Apéros und Besichtigungen eine Staatsaufgabe sind.» Auf der anderen Seite wüscht sich der HIV-Direktor mehr Biss: «Wir brauchen gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft. Der WRB müsste sich halt auch mal fragen, ob Planungen oder Verkehrsstrategien auch wirtschaftsverträglich sind.»
Der Kanton Bern hilft dem WRB nicht aus der Patsche
«Im Kanton Bern ist die kantonale Wirtschafts- und Standortförderung zuständig. Der Fall ist völlig klar» sagt Adrian Studer, langjähriger Leiter des Amtes Berner Wirtschaft Beco. Er sieht die Aufgabe des Wirtschaftsraums Bern denn auch nur bei der Koordination von Wirtschaftsfragen unter den Gemeinden. So verhindert der Kanton, dass der kleine Partner einen Leistungsauftrag und damit Geld erhält. Adrian Studer: «Bei der Wirtschaftsförderung hat der Wirtschaftsraum Bern nichts zu tun, er wird im Ausland gar nicht wahrgenommen. Und ein Finanztransfer zwischen den öffentlichen Händen in diesem Raum wäre vermessen.»