Keiner will in den Gemeinderat von Simplon Dorf, geschweige denn Gemeindepräsident werden. Und auch Martin Rittiner, der dieses Amt in den letzten acht Jahren ausgeführt hat, hatte das nicht gesucht. «Schon mein Vater war hier Gemeindepräsident und ich wusste genau, was da auf mich zukommt.»
Der Zeitaufwand ist riesig ohne professionelle Verwaltung im Rücken, die Anerkennung klein. Schwierige Dossiers haben dem 53-jährigen Bankangestellten zugesetzt. Als der Kanton Wallis auf dem nahegelegenen Simplonpass ein Asylzentrum einrichten wollte, machten viele im Dorf den Präsidenten dafür verantwortlich.
In der Dorfbäckerei schwiegen alle und drehten mir den Rücken zu.
Der spürte das am eigenen Leib: «Als ich die Bar der Dorfbäckerei betrat, schwiegen plötzlich alle und drehten sich um», erinnert er sich. Nun hat Martin Rittiner genug. Und mit ihm auch die vier Gemeinderäte, die alle zurücktreten.
Zu hohe Belastung
Immer weniger Menschen seien bereit, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen, beobachtet der langjährige frühere Gemeindeschreiber Josef Escher. Dazu kommt: Die Ansprüche sind gestiegen. «Es braucht eigentlich überall eine professionelle Verwaltung. Die haben wir hier nicht.» Das schrecke viele ab, glaubt Escher.
Er sieht allerdings wenig Chancen, dass sich das ändert. Die Nachbarsgemeinde Gondo hatte der Gemeinde Simplon Dorf vor acht Jahren eine Absage erteilt, als diese über eine verstärkte Zusammenarbeit oder gar eine Fusion sprechen wollte.