Hinter dichten Thujahecken steht ein Einfamilienhaus neben dem anderen. Das Quartier in Villars-sur-Glâne könnte auch in Bern, Winterthur oder im Luzerner Hinterland stehen. Zwei Drittel der bewohnten Häuser in der Schweiz sind Einfamilienhäuser.
Wenn die Kinder weg sind, leeren sich die Quartiere. Viel Raum für wenig Leute bleibt zurück. Experten und der Bund sehen hier Potential – und haben im freiburgischen Villars-sur-Glâne ein Projekt gestartet
«Wir zwingen niemanden, verdichtet zu bauen», sagt Gemeinderat Bruno Marmier. «Alles ist freiwillig.» Die Einfamilienhausbesitzerin Martha Python lässt sich beraten. Sie möchte eine zusätzliche Wohnung für ihre Mutter und vielleicht auch für ihre beinahe erwachsenen Kinder bauen. «Ich fände es schön, wenn das Haus etwas urbaner wirken würde.»
70 Personen an Infoanlass
Die Einfamilienhausbesitzerin liess sich im Sommer an einem Infoanlass über das Projekt informieren. Damals kamen rund 70 Personen. Gut 10 davon lassen sich konkret beraten. «Das ist nicht wenig», sagt Marmier und spricht von einem Erfolg. «Wir vertrauen auf den Schneeballeffekt.»
Im Zuge der Revision der Ortsplanung will die Gemeinde im Frühling die Regeln für Ausbauten lockern. Schon heute sei einiges möglich, meint Architektin Mariette Beyeler, welche das Projekt initiierte und entwickelte.
Verdichtetes Bauen
«Viele Hausbesitzer wissen nicht, wie viel Potential in ihrer Liegenschaft steckt und was sie mir ihrer Grundstücksfläche alles anfangen können.» Oft lohne sich ein Ausbau auch finanziell: Durch den Umbau und anschliessende Mieteinnahmen liesse sich die Renovation des alten Hauses finanzieren.
Soziologin und Planerin Joëlle Zimmerli stellt fest, dass Hausbesitzer oft sehr «eigenwillig» sind und solchen Projekten skeptisch gegenüberstehen. Dennoch: «Suchen die Behörden den Dialog, kann in Einfamilienhausquartieren zusätzlicher Wohnraum entstehen.»
Oft sei die Angst vor zu viel Nähe und vor Freiraumverlust unbegründet. «Es wird viel übertrieben», sagt Zimmerli. «Die meisten Einfamilienhausquartiere befinden sich unmittelbar an Naherholungsräumen.»
Das Verdichtungsprojekt des Bundes sei gut und recht, sagt der Architekt und Journalist Benedikt Loderer. Aber: «Die Raumplaner des Bundes rechnen mit Quadratmetern und nicht mit Menschen.» Er plädiert für einen radikalen Weg. Einzonungen auf der grünen Wiese müssten grundsätzlich nicht mehr erlaubt sein, dann würde sich auch der Druck auf die Einfamilienhausbesitzer erhöhen.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03 / 17:30 Uhr; 12.11.2015, 6:32 Uhr)