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Bern verliert «Bundesmillion» «Das ist ein Schock»

In Bern reagieren die Behörden und betroffene Kulturinstitutionen konsterniert. So gehe man nicht mit der Hauptstadt um.

Die Kultur in der Stadt Bern muss mit weiteren Streichungen von Bundesgeldern rechnen: Wie die Zeitung «Der Bund» berichtet, will das Bundesamt für Kultur die «Bundesmillion» streichen – ein finanzieller Beitrag an die kulturellen Leistungen als Bundesstadt.

Heute erhält Bern rund eine Million pro Jahr. 2018 sollen es 300'000 Franken weniger sein und ab 2019 nichts mehr. Die Berner Stadtverwaltung bestätigt die Recherchen der Zeitung.

Reto Nause, Vize-Stadtpräsident: «Das ist ein Vertragsbruch»

«Wir haben einen laufenden Leistungsvertrag bis 2020,» erklärt Vize-Stadtpräsident Reto Nause. Der Bundesrat selbst habe nun dem Parlament den Antrag gestellt, aus dem Vertrag auszusteigen. «Ich bin etwas irritiert über dieses Vorgehen.» Der Bund stelle das gesamte Engagement der Hauptstadt in Frage. Das sei ein Schock.

«Nun müssen wir lobbyieren», sagt Nause. Man müsse auf Parlamentarier zugehen und sich Gehör verschaffen. Eine Schwächung der Stadt Bern komme einer Schwächung der gesamten Hauptstadtregion gleich. Das spüre man bis Biel, Visp und Neuenburg. «Wir geben noch nicht auf.»

Wo wird das Geld investiert?

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Zu zwei Dritteln fliesst die Million vom Bund an grössere Stadtberner Institutionen wie Konzert Theater Bern oder das Historische Museum. Der Rest geht an kleinere Kulturprojekte wie beispielsweise das Theaterfestival Auawirleben.

Alexander Tschäppät: «So nicht!»

Er hat vor einem Jahr – damals noch als Berner Stadtpräsident – den Leistungsauftrag mit dem Bund unterzeichnet. Nun soll dieser Vertrag aufgelöst werden. «Sparen ist gut und recht. Aber das hat Grenzen.»

Von der Stadt Bern werde stets erwartet, dass sie sich alles gefallen lasse, was mit Hauptstadtpflichten zu tun habe: Staatsempfänge, Lärm, Verkehrsbeschränkungen.

Und das müsse honoriert werden: «So geht man nicht mit der eigenen Hauptstadt um», sagt Alexander Tschäppät.

Konzert Theater Bern: «Es wäre fatal»

Marcel Brülhart, Stiftungsratspräsident von Konzert Theater Bern, ist enttäuscht: «Das ist jetzt gleich die zweite schlechte Nachricht für Bern innerhalb kürzester Zeit.» Ebenfalls im Juli wurde nämlich bekannt, dass das Alpine Museum in Bern mit weniger Bundesgeld auskommen muss.

«Da entsteht irgendwie der Eindruck, als würde das Bundesamt für Kultur konzentriert die Berner Kulturlandschaft schwächen wollen», so Brülhart.

Zurzeit erhält Konzert Theater Bern 400'000 Franken. «Für uns wäre das fatal, wenn dieses Geld fehlen würde.»

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