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Berner Gemeinden und Corona Kanton Bern ist nicht sehr dynamisch, dafür krisenresistent

Adrian Ritz von der Uni Bern geht davon aus, dass die Coronakrise die Gemeindefinanzen nicht allzu stark belastet.

Die Coronakrise hat die Wirtschaft hart getroffen. Über Wochen blieben Restaurants, Detailhandels- und Fachgeschäfte geschlossen, kleinere und grössere Firmen führten Kurzarbeit ein. Die Stadt Bern geht davon aus, dass die Coronakrise die Steuererträge massiv beeinflussen wird. Ihr Budget rechnet für das kommende Jahr denn auch mit einem Defizit von 37.3 Millionen Franken. Und auch der Kanton Bern spricht von schwierigen Finanzprognosen in den kommenden Jahren.

Adrian Ritz

Dozent am Kompetenzzentrum für Public Management

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Professor Doktor Adrian Ritz ist Dozent und Mitglied der Geschäftsleitung des Kompetenzzentrums für Public Managment, Delegierter der Universitätsleitung für Weiterbildung und Vorsitzender der Programmleitung Executive MPA und CeMaP (Betriebswirtschaftslehre).

SRF News: Die Landschaft der Berner Gemeinden ist sehr heterogen. Es gibt Agglomerations-, Land- und Tourismusgemeinden. Was bedeuten diese Strukturen in der Corona-Krise?

Adrian Ritz: Der Kanton Bern ist dank seiner heterogenen Wirtschaftsstruktur tendenziell resistenter für Krisen. Es gibt jedoch verschiedene Gemeinden, die wegen der Coronakrise mehr oder weniger betroffen sind.

Wie genau sich die Krise längerfristig auf die Gemeindefinanzen auswirkt, kann man im Moment noch nicht sagen. Dafür ist es einfach noch zu früh.

Die Gemeindelandschaft im Kanton Bern ist sehr heterogen.
Autor: Adrian Ritz Kompetenzzentrum für Public Management

Was jedoch bereits erkennbar ist: Gemeinden mit einer klassischen Berner Wirtschaftsstruktur, also mit einem hohen Anteil Landwirtschaft, mit Handwerk und mit Kleingewerbe, sind wohl weniger betroffen, als Gemeinden in Tourismusregionen oder mit einer stark exportorientierten Industrie.

Kann man daraus schliessen, dass der Kanton Bern national besser durch diese Krise kommt als andere Kantone?

Der Kanton Bern ist wirtschaftlich breit aufgestellt, seine Wirtschaftsstruktur ist stabil. Frühere Krisen haben gezeigt, dass er etwas weniger stark betroffen ist als andere Kantone. Dank des hohen Anteils der Landwirtschaft haben wir im Kanton Bern unterdurchschnittliche Arbeitslosenzahlen.

Muss wegen der Wirtschaftskrise damit gerechnet werden, dass sich die Gemeindelandschaft im Kanton Bern bereinigt? Dass es zum Beispiel zwischen starken und schwachen Gemeinden zu einer Verschiebung kommt?

Von grundsätzlichen Veränderungen gehe ich aktuell nicht aus. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise kennen wir jedoch noch nicht. Die Gemeinden werden jedoch unterschiedlich betroffen sein, davon gehe ich aus. Aber zu grundlegenden Verschiebungen wird es aus meiner Sicht nicht kommen.

Ich rechne nicht mit einer Pleitewelle.
Autor: Adrian Ritz Kompetenzzentrum für Public Management

Müssen einzelne Gemeinden mit massiven Steuerausfällen rechnen?

Die Berner Gemeinden sind finanziell grundsätzlich solide aufgestellt, bei ihnen sind Polster vorhanden. Drei von vier Gemeinden konnten in den letzten Jahren Ertragsüberschüsse erzielen. Deshalb können wir nicht davon ausgehen, sollte die Corona-Krise nicht doch noch unerwartet verlaufen, dass es zu einer Pleitewelle kommen wird.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr ; 

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