Das Projekt: Im Seetal am Hallwilersee haben zwei Obstproduzenten die schweizweit grösste Aprikosenanbaufläche unter modernsten Folientunnel erbaut, dabei wurden sie vom landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg vom Kanton unterstützt. Die Tunnel sind bis zu 120 Meter lang und 9 Meter breit, sie stehen in Egliswil und Seengen.
Die Folien sollen die Aprikosenbäume vor Frost und Hagel schützen. Vor einem Jahr wurden die Folientunnel feierlich eingeweiht – in fünf bis sechs Jahren erwarte man eine Ernte von rund 9 Tonnen, schwärmten die involvierten Bauern und der Kanton.
Die Beschwerde: Wie SRF nun erfahren hat, haben die Umweltorganisationen Pro Natura, Birdlife und WWF bereits vergangenes Jahr Beschwerde gegen das Pionierprojekt eingereicht. Ihre Kritik: Das Baugesuch sei nicht korrekt ausgeschrieben worden. «Ein solches Projekt müsste zwingend auch im Amtsblatt ausgeschrieben werden und nicht nur kommunal», kritisiert Matthias Betsche, Präsident von Pro Natura Aargau. Dadurch habe man erst aus den Medien von diesem Projekt erfahren, als es bereits zu spät gewesen sei.
Die Umweltschützer üben grundsätzliche Kritik am Projekt. Die Folientunnel würden das Landschaftsbild am Hallwilersee verschandeln, klagt Betsche. Die Organisationen fordern deshalb, dass die Tunnel wieder zurückgebaut werden.
Das sagt ein betroffener Bauer: Hinter dem Projekt stehen zwei Obstproduzenten, einer davon ist Urs Baur aus Egliswil. Von der Beschwerde der Umweltschützer ist er enttäuscht. «Wir wollen in diesen Tunneln ja auch keine Pflanzenschutzmittel einsetzen, wir machen etwas für die Natur. Und dann kommen genau diese Verbände und machen es uns schwer. Man fordert immer Innovation von den Bauern und wenn man etwas macht, wird man ausgebremst.»
Baur geht nicht davon aus, dass beim Baugesuch Fehler gemacht worden sind und hofft, dass er und sein Kollege vom Regierungsrat Recht bekommen. Denn: ein Rückbau der Folientunnel würde viel Arbeit und Kosten mit sich bringen.
So geht es weiter: Der Ball liegt beim Regierungsrat. Die Umweltschützer erwarten, dass dieser Anfang nächsten Jahres über die Beschwerde entscheidet. Pro Natura hat bereits angekündigt, dass man sich bei einem negativen Entscheid überlege, den Fall an das Verwaltungsgericht weiterzuziehen.