Die Zimmer des Wohnheims der Kantonsschule in Chur sind leer, die Jugendlichen in den Ferien. Nun wollen der Bündner Kantonsbaumeister Markus Dünner und seine Leute loslegen. «Die Schränke kommen raus, Pulte werden ersetzt». Die neuen Möbel entsprächen besser heutigen Bedürfnissen. Für 31 Millionen Franken lässt der Kanton den markanten Sichtbetonbau aus den Sechzigerjahren innen und aussen sanieren.
Bei Bernhard Furrer, dem eidgenössischen Experten für Denkmalpflege, läuten jedoch die Alarmglocken. Er will die Innenausstattung, die Architekt Otto Glaus 1966 entworfen hat, originalgetreu erhalten. «Es läuft falsch, dass man die Innenräume mit ihrer Ausstattung überhaupt nicht ernst nimmt, sondern Bodenbeläge, Schränke und Fenster auswechselt. Damit beraubt man ein Bauwerk seiner Seele». Nehme die Sanierung des Konvikts ihren Lauf, werde ein baukulturell wichtiges Gebäude unwiederbringlich zerstört.
Fachleute sind schockiert
Das Konvikt, an einem Hang über der Stadt gelegen, steht zwar nicht unter Denkmalschutz. Dennoch hält es eine Allianz aus Bündner Heimatschutz, Architekten und Gestaltern für schützenswert. Bernhard Furrer will das Sanierungsprojekt überprüfen lassen und fordert gar einen sofortigen Stopp.
Ins gleiche Horn stösst Remo Derungs. Der Präsident der Schweizer Innenarchitekten spricht von mangelndem Respekt gegenüber einem wertvollen Bauwerk aus der Nachkriegsmoderne. «Mir stehen die Haare zu Berge, es fehlt das nötige Wissen über die Innenarchitektur».
Kantonsbaumeister Dünner wehrt sich gegen Vorwürfe, die Sanierung erfolge unsensibel gegenüber dem kulturellen Erbe der Sechzigerjahre. Allerdings wollten die Jugendlichen ihre Räume flexibler gestalten und Möbel verrücken können.
Die ursprüngliche Inneneinrichtung sei in einem schlechten Zustand und sehr statisch. «Wir haben sie teilweise schon früher ersetzt. 95 Prozent der Materialien und Oberflächen lassen wir bestehen, setzen sie instand oder renovieren sie.»