1893 hatte der junge Koch Hans Gerber aus Aarau eine Idee: Auf dem ungenutzten Stück Land beim Bahnhof sollte ein Hotel entstehen. Aarau war schon ein paar Jahrzehnte zuvor an das Eisenbahnnetz angeschlossen worden. Wenige Jahre später hatte sich rund um den Bahnhof in Aarau langsam ein neuer Stadtteil entwickelt, gute Hotels und Restaurants waren aber noch Mangelware.
Ein neues Projekt für ein Hotel war daher in der Stadt sehr willkommen. Unterstützung fand Hans Gerber mit seinen Plänen beim prominenten Ingenieur und Politiker Olivier Zschokke. Schon bald stand das Hotel «Gerber Terminus». Eröffnet wurde es am 11. Juli 1895, just am Tag des Maienzuges.
Schnell hat sich das Hotel-Restaurant «Gerber Terminus» zu einem gesellschaftlichen Zentrum der Stadt entwickelt. Hier wurden nicht nur private Feste gefeiert, auch bekannte Vereine, wie der Reitklub oder die Offiziersgesellschaft Arizona gehörten zu den Stammgästen. Auch politische Veranstaltungen fanden in den neuen Räumen statt.
Dabei habe vor allem der neue grosse Festsaal im ersten Stock eine Rolle gespielt, erklärt der Aarauer Historiker und langjährige Lokaljournalist Hermann Rauber, er hat sich mit der Geschichte des Aarauerhofs beschäftigt: «Eine solche Lokalität hatte man damals in Aarau sonst nicht zur Verfügung. Von der Infrastruktur her sorgte das Hotel für Gäste auch von ausserhalb und Hans Gerber war offenbar auch ein sehr geschickter Hotelier und Wirt»
Das neue Hotel-Restaurant lief rund 20 Jahre lang prächtig und florierte. Nach dem Ersten Weltkrieg aber rutschte es in eine Krise und Hotelier Gerber stand vor dem Ruin. Wegen der grossen Bedeutung für die Stadt gab es grosse Rettungsanstrengungen Die kaufmännische Gesellschaft verhinderte schliesslich einen Bankrott und machte aus dem Hotel eine AG. Damals wurde das «Gerber Terminus» auch in «Aarauerhof» umbenannt. Dem Hotel lief es wieder besser. Aber das Hotel war nicht mehr der gleiche gesellschaftliche Magnet wie in den Anfangszeiten.
1960 stellten sich die Verantwortlichen die Frage, wie es mit dem Hotel weitergehen soll, renovieren oder abreissen war die Frage. Der Neubau setzte sich schliesslich durch, 1972 ging nach zweijähriger Bauzeit der neue Aarauerhof auf. Erneut war die Eröffnung zu einem wichtigen Zeitpunkt für Aarau, kurz vor der Eröffnung des eidgenössischen Turnfestes 1972. Mit dem neuen Hotel folgte erneut eine goldene Ära.
Wie 70 Jahre zuvor blühte das Hotel auf. Das neue moderne Gebäude lockte die Aarauerinnen und Aarauer an, die zu der Zeit Lust auf Unterhaltung und Gesellschaft hatten. Da es aber kaum andere Angebote gab in der Stadt, kamen die Leute in Scharen in den Aarauerhof.
Eine wichtige Rolle dabei habe die sicher auch der berühmte Nachtclub im Untergeschoss, erinnert sich Hermann Rauber, der damals selber öfter dort zu Gast war: «Hier fanden legendäre Gala-Abende statt, zum Beispiel mit dem Pepe Lienhard Orchester, Hazy Osterwald oder dem Sänger Percy Sledge. Es waren Highlights im damaligen Aarau.»
Seit dieser zweiten goldenen Ära hat sich nun wieder einiges geändert und das Hotel steht erneut vor einem neuen Kapitel. Mittlerweile ist das Kultur- und Unterhaltungsangebot stark gewachsen, die Konkurrenz gross und auch das Gebäude selber ist in die Jahre gekommen.
Seit gut 15 Jahren ist die Zürcher Gastrogruppe ZFV Eigentümerin des Hotels. Und sie plant aktuell einen Neubau. Man habe geprüft, ob sich eine Sanierung lohnt, sagt Andreas Hochstrasser, Leiter Immobilien bei der Gastrogruppe.
Man kam jedoch zum Schluss, dass unter dem Strich ein Neubau mehr Sinn ergebe. Das neue Hotel solle wieder an die Geschichte anknüpfen und für die Aarauer Bevölkerung ein Treffpunkt werden. Ausserdem soll es an dieser prominenten Lage, direkt beim Bahnhof, wieder besser hinpassen. Statt dem grauen Betongebäude soll ein Gebäude mit viel Glas entstehen, durchsichtig fast, und einladend.
Bis das neue Hotel steht, dürfte es aber noch einige Jahre dauern. Zuerst muss die Stadt Aarau noch die Bau- und Nutzungsordnung für das Gebiet anpassen. Wenn alles nach Plan läuft, will die Besitzerin des Hotels bis Ende Jahr das Baugesuch einreichen. Der Neubau soll rund 30 Millionen Franken kosten.
Und wer weiss, vielleicht erlebt das Hotel Aarauerhof dann zum dritten Mal in seiner Geschichte eine goldene Ära und der Glanz aus den letzten 120 Jahren kommt zurück.