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Bild 1 von 3. Dieses Mehrfamilienhaus konnte die Stadt Bern erwerben. Bildquelle: zvg Immobilien Stadt Bern.
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Bild 2 von 3. Niederbottigenweg: Auch solche Liegenschaften kauft die Stadt Bern. Bildquelle: zvg Immobilien Stadt Bern.
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Bild 3 von 3. Fernand Raval, Leiter von Immobilien Stadt Bern. Bildquelle: Christian Strübin/SRF.
«Wir kaufen Ihre Liegenschaft» lockt die Stadt Bern neuerdings auch mit Inseraten. Denn die Stadt Bern will Mehrfamilienhäuser kaufen, sie so der Spekulation entziehen und damit günstigen Wohnraum schaffen. Das ist in Bern ein klarer politischer Auftrag des Stadtparlaments.
Bern hat zwar bereits einen beträchtlichen Wohnungsbestand. Aber weil die Stadt keine Mieter ausquartiert, bleibt der Wohnraum belegt und die Stadt muss auf die Suche nach immer neuen Häusern. Mieter, die die Kriterien für einen Mietzinsrabatt nicht mehr erfüllen, bezahlen einfach einen höheren Markt-Zins, aber sie bleiben in ihren vier Wänden.
Die Stadt Bern kann grundsätzlich nicht damit rechnen, dass Hauseigentümer ihr ein Spezialangebot machen
Allerdings scheitert die soziale Absicht an den Sachzwängen des Immobilienmarkts. Hauseigentümer, die verkaufen wollen, können in aller Regel einen besseren Preis lösen als die Stadt zu zahlen bereit ist. «Wir haben im vergangenen Jahr eine Liegeschaft kaufen können. In etwa 12 weiteren Fällen sind wir herausgeflogen», bilanziert Fernand Raval, Leiter von Immobilien Stadt Bern.
Besser funktioniert es, wenn die Stadt Bern Häuser übernehmen kann, bei denen sie früher ein Baurecht gewährte. In den Baurechtsverträgen ist oft ein Vorkaufsrecht und ein Preis bereits fixiert.
Bern ist voll im Markt, sagt der Finanzexperte
Für Professor Donato Scognamiglio, Professor für Finanzmanagement an der Uni Bern und CEO des grossen Zürcher Immobiliendienstleisters IAZI, ist der Fall klar. «Die Stadt Bern und ihr Wohn- und Bodenfonds steht voll im Markt, ob es ihr passt oder nicht».
Die Stadt Bern steht auf dem Liegenschaftsmarkt in Konkurrenz zu Versicherungen und Pensionskassen. Sie kann da wohl nicht mithalten
Und der Zeitpunkt ist nicht gut, um Liegenschaften zu sozialverträglichen Preisen kaufen zu können. «Alle stürzen sich mangels Alternativen auf Immobilien. Weil alles andere nichts mehr bringt.»
So sind gemäss Scognamiglio die Mieten seit 10 Jahren um etwa 10 Prozent gestiegen, die Kaufpreise aber um 40 bis 50 Prozent. Fazit des Finanzexperten: «Unter diesen Umständen auf dem freien Markt ist sozialer Wohnungsbau ohne Quersubvention aus Steuergeldern nicht mehr möglich.»