Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen haben viel gemeinsam: Es sind sehr ländliche Gemeinden, mit je nur einigen Hundert Einwohnern. Sie sind finanziell eher schwach und haben Mühe, ausreichend Personal für alle Behörden zu rekrutieren. Es liegt also auf der Hand, dass sich die Gemeinderäte einen Zusammenschluss überlegen und diesen zumindest prüfen wollen.
Grenze zwischen Habsburg und Bern
Doch die mögliche Fusion hat einige Hürden: Denn zwischen Bözen, Effingen und Elfingen auf der einen Seite und Hornussen auf der anderen Seite verläuft eine historische Grenze. Auf der einen Seite der Berner Aargau, heute Bezirk Brugg, auf der anderen Seite das habsburgische Fricktal, heute Bezirk Laufenburg.
Die Gemeinderäte haben an einer Informationsveranstaltung über das Fusionsprojekt informiert, wie die «Neue Fricktaler Zeitung» berichtet. Damit werben die Gemeinderäte für den Kredit, den die Gemeindeversammlungen bewilligen müssen. An dieser Veranstaltung sei die Grenze ein wichtiges Thema gewesen, bestätigt der Bözer Gemeindeammann Robert Schmid gegenüber SRF.
Brugg oder Laufenburg?
«Es gab viele Fragen», so Schmid. «Es ist eine Hürde, aber ich glaube, dass wir diese Hürde nehmen können.» Die Grenze habe immer noch einen emotionalen Wert, auch wenn sich die Menschen im Alltag sowohl in die Region Brugg orientieren als auch ins Fricktal - zum Beispiel, wenn es um Einkauf oder Arbeit geht.
Eine fusionierte Gemeinde in zwei Bezirken sei kaum möglich, ergänzt der Effinger Gemeindeammann Andreas Thommen. «Gerichte und Wahlkreise sind immer noch in Bezirken eingeteilt». Eine allfällig fusionierte Gemeinde muss sich also entscheiden - für Brugg oder Laufenburg.
Die grosse Frage: Bleibt man dem Berner Aargau treu, zu dem die Region vor der Kantonsgründung durch Napoleon 1803 angehörte? Oder überwindet man die historischen Gräben zum Beispiel religiöser Art und richtet sich neu gegen das Fricktal aus?
Für Andreas Thommen persönlich ist klar, dass es eher Richtung Laufenburg geht. «Die Grenze ist ein alter Zopf, heute orientieren wir uns viel stärker in Richtung Fricktal.» So macht Effingen seit einiger Zeit nur noch im Regionalplanungsverband Fricktal Regio mit - bei Brugg Regio ist die Gemeinde ausgetreten.
«Dieser Verband kümmert sich vor allem um die Zentren Brugg, Birr und Villigen. Wir liegen da abseits», erklärt Thommen. Fricktal Regio mit vielen kleinen Gemeinden behandle hingegen «ähnliche Themen, ist näher bei uns.»
Eine schwierige Entscheidung
Sowohl Robert Schmid in Bözen als auch Andreas Thommen in Effingen betonen aber: Das Volk soll entscheiden. Für die Fusionsabklärungen sollen verschiedene Arbeitsgruppen eingesetzt werden, sie sollen die offenen Fragen - auch zur Bezirkszugehörigkeit - klären.
Zwischen den Zeilen lassen die Gemeindeoberhäupter in der Region klar durchblicken: Sie halten die Bezirksstruktur im Kanton Aargau generell für überholt. Im Alltag und in der Politik seien wirtschaftliche Lebensräume inzwischen viel wichtiger als historische, politische Grenzen, heisst es zum Beispiel.
Ob das Stimmvolk in den Gemeinden Bözen, Effingen, Elfingen und Hornussen auch dieser Meinung ist, das wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Im besten Fall soll ein mögliches Fusionsprojekt bis Ende 2019 vorliegen - ein Neustart als flächenmässig grösste Gemeinde im Kanton mit rund 2500 Einwohnerinnen und Einwohnern wäre frühestens ab 2022 möglich.