SRF News: Dirk Lambrecht, Sie sind seit fünf Wochen der neue CEO der Dätwyler-Gruppe. Sie arbeiten aber bereits zwölf Jahre für den Urner Konzern. Wurden Sie auch von Paul Hälg, der den CEO-Posten jetzt abgibt, eingestellt?
Dirk Lambrecht: Richtig. Wir haben uns das erste Mal 2004 am Hamburger Flughafen getroffen. Ich erinnere mich als ob es heute gewesen wäre. Wir hatten sofort ein gutes Verhältnis zueinander. Die Zusammenarbeit mit ihm hat sich in den letzten Jahren intensiviert und das wollen wir auch in Zukunft so halten. (Anm. der Redaktion: Paul Hälg wird der Generalversammlung zur Wahl als Verwaltungsratspräsident vorgeschlagen.)
Wie sind Sie zur Dätwyler-Gruppe gekommen?
Ich war seit einem Jahr Geschäftsführer bei einem Hamburger Unternehmen. Dieses wurde übernommen. Ich erhielt in dieser Zeit einen Anruf, ob ich interessiert wäre an einem Schweizer Unternehmen. Als Hamburger ist man weltoffen (lacht) und ich dachte «warum nicht».
Wussten Sie etwas über Dätwyler oder wo sich Altdorf befindet?
Das Unternehmen war im Grossen und Ganzen neu für mich. Ich wusste, wo der Vierwaldstättersee liegt oder Zürich (lacht erneut).
Das hat sich geändert. Sie arbeiten mittlerweile seit zwölf Jahren in Altdorf und leben in Zug. Jede fünfte Fertigspritze weltweit funktioniert mit einem Kolben von Dätwyler oder Ihrem Nadelschutz. Diesen Bereich möchten Sie ausbauen. Warum?
Fertigspritzen werden gerade im teuren Medikamentenbereich immer wichtiger. Spritzen können genau dosiert werden und sind ideale Behälter für Biotech-Medikamente und Impfstoffe. Deshalb investiert Dätwyler auch in ein neues Werk in den USA ab Mitte 2018 und baut die Kapazitäten in den Werken in Belgien und Indien aus.
Für Wachstumszahlen sorgen soll auch der Abgasskandal bei Dieselmotoren. Warum?
Das hoffen wir und investieren deshalb auch in den Standort in Schattdorf. Wir werden neue Produkte für die zusätzliche Behandlung von Dieselabgasen herstellen. Weltweit werden die Vorschriften für Abgase verschärft. Ich bin überzeugt, davon profitiert Dätwyler.
Dätwyler investiert stark in diesem Jahr in Werke in Indien, den USA oder Tschechien. Was bedeutet das für die Werke im Kanton Uri. Sind diese langfristig sicher?
Wir investieren in den Standort Schattdorf. Was wir aber in Uri in Zukunft vermehrt brauchen, sind Fachkräfte wie Ingenieure, Chemiker und gute Techniker. Das ist für uns entscheidend, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn sich die Währung stabilisiert, dann bin ich für den Kanton Uri zuversichtlich.
Das Gespräch führte Radka Laubacher.
Das Geschäftsjahr 2016 im Überblick:
- Umsatz: 1,216 Milliarden (+4,3 Prozent)
- Nettogewinn: 57,6 Millionen (Vorjahr: 82,2 Millionen)
- Als Ursache für den geschrumpften Nettogewinn führt Dätwyler die geplatzte Übernahme des britischen Elektronikgrosshändlers Premier Farnell auf. Diese hätten einmalige Kosten verursacht.
- Weitere Akquisitionen sind in Planung, wird der neue Dätwyler-Chef Dirk Lambrecht in einer Mitteilung zitiert.