Bereits die erste Figur, die einen im Hof des Museums empfängt, hat es in sich. Es ist eine Frau, die am Boden liegt, ihr Hintern in die Höhe gereckt, das Geschlecht deutlich sichtbar. Eine Provokation? «Ein Geschlecht ist immer eine Provokation», sagt Rudolf Blättler, «aber für mich ist es selbstverständlich, dass bei meinen Figuren das Geschlecht dabei ist. Sei es bei einem Mann oder bei einer Frau.»
Die liegende Frau ist aber vielschichtiger. Von weitem wirkt sie wie ein Gebirge, ihre Haltung kann aber auch an eine Gebetshaltung erinnern. «Hinten ist der Zugang zur Welt, zu den Sinnen. Vorne aber ist etwas, was bereits wieder in eine andere Welt zeigt», sagt der Nidwaldner Künstler, der in Luzern wohnt und arbeitet.
Figürliche Darstellungen von Mann und Frau beschäftigen den Bildhauer, Zeichner und Maler seit Jahrzehnten. Im Museum Winkelriedhaus in Stans zeigt er elf seiner Skulpturen. Seine Ideen kämen ihm körperlich: «Ich liege im Atelier auf den Boden und spüre, wie so eine Figur aussehen könnte.»
Ein Markenzeichen seiner Figuren sind ihre grossen Füsse. Damit drücke er aus, dass seine Figuren «stehen können und fest am Boden halten.»
Der 77-jährige Rudolf Blättler arbeitet zum Teil Wochen oder Monate an seinen Werken. Er beginnt mit Gips, ändert die Figuren immer wieder, bis er zufrieden ist. In Bronze giesst er eine Skulptur erst, «wenn ich an ihr keinen Ansatz mehr finde.»
SRF 1, Regionaljournal Zentralschweiz, 17:30 Uhr.