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Black Lives Matter Ein neues Gesicht im Kampf gegen Rassismus in der Ostschweiz

Sie ist jung und hat ein Gespür für den passenden Auftritt: Wie Samantha Wanjiru der Antirassismus-Bewegung zu Aufmerksamkeit verhilft.

Im Zuge der weltweiten Protestbewegung «Black Lives Matter» haben kürzlich auch in St. Gallen über 1000 Leute demonstriert. Eine Frau fiel dabei besonders auf: Samantha Wanjiru. Die 26-Jährige hat den Protest über Nacht aus dem Boden gestampft und steht nun plötzlich im Rampenlicht.

Samantha Wanjiru

Studentin und Demo-Organisatorin, St. Gallen

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Samantha Wanjiru ist 26 Jahre alt. Geboren wurde sie in Kenia. Aufgewachsen ist sie in Süddeutschland. Nach dem Abitur und der Ausbildung zur Kauffrau arbeitete sie in der Schweiz. Sie wohnt in St. Gallen und studiert im Fernstudium Psychologie. Nebenbei arbeitet sie als Bademeisterin.

Auf sozialen Medien hat Samantha Wanjiru zum gemeinsamen Protest gegen Polizeigewalt und Rassismus aufgerufen. Sie hat wenige hundert Leute erwartet – gekommen sind über 1000 Menschen. «Die Demo hat gezeigt, dass St. Gallen etwas bewegen möchte und auch bewegen muss», bilanziert Wanjiru.

Gespür für Auftritte

Ihre Vorbilder finden sich in der Vergangenheit. Bewegungen wie die «Black Panther», die sich in den 70er Jahren in den USA gebildet haben und politisch die Stimme der Afroamerikaner waren, haben sie inspiriert. Auch bei ihrem Auftritt an der Black Lives Matter Demonstration. In Anlehnung an die Aktivisten von damals trug sie Springerstiefel, Kargohosen und ein schwarzes Shirt.

Ein Gespür für den passenden Auftritt hat sie auch während ihrer Rede bewiesen. Sie las die letzten Worte von George Floyd und gedachte mit einer Schweigeminute der Opfer polizeilicher Gewalt. Ein Hühnerhautmoment für Viele. Und genau das möchte Wanjiru – aufrütteln, bewegen.

Mein Onkel und mein Bruder sind auch schwarze Männer.

Die Geschichte von George Floyd, welcher Ende Mai in den USA durch Polizeigewalt ums Leben gekommen ist, könnte auch ihre Geschichte sein, erklärt Samantha Wanjiru. «Auch mein Onkel und mein Bruder sind schwarze Männer, auch ihnen könnte passieren was Floyd geschehen ist». Rassismus habe sie auch selber oft erlebt erzählt die junge Aktivistin im Gespräch mit SRF.

Konfrontiert mit Stereotypen

Nicht nur, weil ihr wildfremde Leute ungefragt in die Haare greifen würden, sondern auch wegen der vielen Klischees in Bezug auf den afrikanischen Kontinent. «Ich bin ständig konfrontiert mit Stereotypen wie, alle haben Aids, alle haben Ebola, alle leben in Lehmhütten». Weil sie selber gebildet sei und privilegiert müsse und wolle sie gegen solche Vorurteile ankämpfen.

Samantha Wanjiru will einen Verein gründen, um kulturelle Veranstaltungen und Aufklärungsarbeit zu machen oder eine Jobbörse eröffnen, die es Schwarzen einfacher mache, eine Arbeitsstelle zu finden in der Ostschweiz.

Die Greta der Ostschweiz

Seit ihrem Auftritt an der St. Galler «Black Lives Matter» Bewegung steht Samantha Wanjiru im Rampenlicht. «Als ich mein Gesicht gross im St. Galler Tagblatt sah, habe ich gedacht, oh, dies geht jetzt in Richtung von einer Greta Thunberg der Ostschweizer Antirasissmus-Bewegung», sagt sie und lacht.

Sie wolle eigentlich nicht das Gesicht dieser Bewegung sein, sondern einfach Teil davon, sagt sie. Sie sagt aber auch: «Wenn meine Popularität der Sache, hilft, dann will ich diese Chance nutzen».

Regionaljournal Ostschweiz; 17:30 Uhr.

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