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Blocher-Sammlung in Martigny «Ich habe einfach gefragt und er sagte ja»

Léonard Gianadda hat schon viel erlebt. Aber 2019 war auch für ihn ein ausserordentliches Jahr. Im Herbst erhielt den Europa Nostra-Preis, die als prestigeträchtigste Auszeichnung für Kunstförderer gilt. Kurz davor gründete eine weitere Stiftung, die sein Mäzenatentum auch über seinen Tod hinaus fortführen soll. Und Anfang Dezember 2019 eröffnete er eine Ausstellung in der Fondation Gianadda, die 127 Werke aus der Sammlung von Christoph Blocher zeigt.

Léonard Gianadda

Mäzen und Kunstsammler

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Der 85-jährige Léonard Gianadda hat bis heute rund 100 Millionen Franken in kulturelle und gemeinnützige Zwecke investiert. Vieles davon in der Region Martigny. Dort hat er 1978 zu Ehren seines verstorbenen Bruders Pierre die Fondation Gianadda aufgebaut. Bis heute wurde das Museum von über 10 Millionen Menschen besucht. Gianadda gelang es in den letzten 40 Jahren immer wieder, Werke grosse Künstler auszustellen: Picasso, Cézanne, Matisse, Renoir und viele mehr.

SRF News: Haben Sie sich mit der aktuellen Ausstellung «Chefs d'oeuvre Suisse» einen Traum erfüllt?

Léonard Gianadda: Nicht nur mir, sondern vielen anderen Menschen auch, glaube ich. Es sind Meisterwerke von Albert Anker und Ferdinand Hodler, welche die Öffentlichkeit teilweise noch nie gesehen hat. Und vielleicht auch nie mehr sehen wird.

Wie haben Sie es geschafft, den Alt SVP-Bundesrat dazu zu bringen, Ihnen einen Grossteil seiner Sammlung anzuvertrauen?

Alle fragen mich das. Dabei war es so einfach. Ich habe ihn gefragt und er hat ja gesagt. Das ist alles. Ich glaube, er hat Vertrauen zu mir, weil wir uns ähnlich sind.

Ich glaube, er hat Vertrauen zu mir, weil wir uns ähnlich sind.

Wir sind Unternehmer, Machertypen. Es hat mich sehr berührt, dass er mir vollkommen freie Hand gelassen hat bei der Auswahl der Werke.

Wie genau ist das abgelaufen?

Ich war bei ihm zu Hause. Er drückte mir ein Verzeichnis seiner Kunstsammlung in die Hand und sagte: «Wählen Sie aus, was immer sie möchten.» Das habe ich in all den Jahren noch nie erlebt. Er sieht es wie ich als seine Aufgabe an, möglichst viele Menschen am kulturellen Erbe unseres Landes teilhaben zu lassen.

Seit dem vergangenen Jahr weiss die Öffentlichkeit, dass es Ihnen wichtig ist, dass ihr Vermächtnis auch nach ihrem Tod weiterbesteht. Sie haben im August eine Stiftung gegründet, der sie ihre übriggebliebenen Vermögenswerte vermacht haben. Warum das?

Was also soll ich mit dem vielen Geld, wenn ich einmal nicht mehr bin? Es sind noch einmal 100 Millionen Franken. Ich kann sie ja nicht mitnehmen. Das letzte Hemd hat keine Taschen... Dank diesem Geld sollen weiterhin kulturelle und gemeinnützige Zwecke unterstützt werden. So wird fortgeführt, was ich mein ganzes Leben lang gemacht habe.

Sie haben bis heute über 100 Millionen Franken investiert. Unter anderem auch in Kunst, die auf Strassenkreiseln von Martigny steht...

Martigny hat 18 Kreisel, auf jeder steht eine Skulptur eines Schweizer Künstlers. Ampeln gibt es keine. Dafür habe ich gesorgt. Ich brauchte ja Platz für meine Schenkungen. (lacht)

Ich habe den Eindruck, sie hätten die kleine Stadt fast überschwemmt mit ihren Kunstwerken. Wie sehen Sie das?

Klar habe ich das. Ich bin zu gross für Martigny und seine 18'000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Ich bin zu gross für Martigny

Das ist kein Eindruck. Sondern eine Tatsache.

Woher kommt der Drang, der Öffentlichkeit derart viele Geschenke zu machen?

Es ist eine Erleichterung für mich, mein Geld für andere einsetzen zu können. Wer viel hat und nichts gibt, hat keine Ahnung, was ihm entgeht. Wenn ich die vielen glücklichen Besucher der Fondation Gianadda sehe, die von weit her angereist sind und die sich bei mir bedanken, weiss ich: Ich habe alles richtig gemacht.

Das Gespräch führte Priska Dellberg.

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