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Brand in der Aarauer Altstadt Gibt es einen «Kantönligeist» bei den Feuerwehren?

Die Kritik am Aufgebot der Aarauer Feuerwehr: Der Grossbrand in der Aarauer Altstadt beschäftigt die Region weiterhin. Ein Leserbrief-Schreiber moniert in der «Aargauer Zeitung», dass die Stützpunktfeuerwehr Zofingen zur Unterstützung aufgeboten worden war. Die Stützpunktfeuerwehr Schönenwerd im Nachbarkanton Solothurn wäre schneller vor Ort gewesen, so der Autor.

Der Hintergrund dazu: Für die Bekämpfung der Dachstockbrände in der Aarauer Altstadt wurde eine zweite Autodrehleiter benötigt. Nur Stützpunktfeuerwehren verfügen über solche Fahrzeuge. Der Leserbrief-Schreiber vermutet, dass ein gewisser «Kantönligeist» herrsche bei den Feuerwehren. Das könnte gefährlich werden, wenn jede Minute in einem Notfall zählt.

Die Aargauische Gebäudeversicherung kontert: «Es gibt keine Vorschriften, wen man aufbieten darf», sagt Urs Ribi, Abteilungsleiter Feuerwehrwesen bei der AGV auf Anfrage. «Der Einsatzleiter vor Ort entscheidet, wen er aufbieten will.» Der Einsatzleiter in Aarau hat Zofingen aufgeboten, er hätte aber auch Schönenwerd oder zum Beispiel Lenzburg aufbieten können.

Man alarmiere im Notfall am liebsten Leute, die man persönlich gut kenne, erklärt Urs Ribi. Die Aargauer Feuerwehren üben regelmässig gemeinsam. Es könne strategisch sinnvoll sein, eine etwas weiter entfernte Feuerwehr aufzubieten, heisst es auch auf Anfrage bei der Solothurner Gebäudeversicherung. Wenn es einen zweiten Notfall gibt in der Region, dann wären noch Einsatzmittel verfügbar in der näheren Umgebung.

Zofingen war schnell vor Ort

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Die Autodrehleiter der Stützpunktfeuerwehr in Zofingen sei sehr schnell in Aarau gewesen, hält Urs Ribi fest. Von einem Zofinger Feuerwehrmann, der bei der AGV beschäftigt ist, wisse er, dass die Drehleiter nach nur gerade 23 Minuten vor Ort gewesen sei.

Der Weg mit Blaulicht über die Autobahn sei schnell. In diesem Zusammenhang dankt Ribi den Autofahrerinnen und Autofahrern, welche offenbar eine vorbildliche Rettungsgasse gebildet haben.

Der «Kantönligeist» ist im Ernstfall passé: Interkantonale Zusammenarbeit sei inzwischen völlig normal, heisst es bei den Feuerwehr-Experten in beiden Kantonen. So würden im Solothurner Schwarzbubenland regelmässig Baselbieter Stützpunktfeuerwehren aufgeboten, die Zofinger helfen im Kanton Luzern, im Osten des Kantons Aargau standen auch schon Zürcher im Einsatz.

Ganz problemlos verlaufen die Hilfseinsätze allerdings dann doch nicht immer. Bei der Abrechnung habe es auch schon Konflikte gegeben, gibt Urs Ribi zu. Weil jeder Kanton eigene Ansätze und Regeln kennt. Er sei auch schon über eine Rechnung einer ausserkantonalen Feuerwehr erschrocken, man habe sich dann aber gütlich geeinigt.

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