Es sind wilde Geschichten, die sich die «Chlauschlöpfer» in der Region Lenzburg von früher erzählen: Polizisten, welche die Buben mit ihren «Geissle» jagten, Anwohner, die den lärmigen Brauch mit Eimern voll kaltem Wasser zu vertreiben versuchten oder wüste Beschimpfungen aus den Fenstern schrien.
Auch heute noch sorgt der vorweihnächtliche Brauch des «Chlausechlöpfe» in der Region für Missmut. Die Regionalpolizei Lenzburg bestätigt auf Anfrage, dass es immer wieder Lärmklagen gebe. Vor allem, wenn Kinder und Jugendliche auch am Abend noch ihrem Hobby frönen.
Allerdings: Die Zahl der Reklamationen gehe zurück, heisst es bei der Polizei. Diesen Eindruck bestätigt auch der Seenger Gemeindeammann Jörg Bruder. «Noch vor vier Jahren hatten wir viel mehr Reklamationen».
Wenn es vereinzelt mal negative Stimmen gebe, dann könne man die Tradition erklären und die Menschen beruhigen, so Bruder weiter. Ähnlich tönt es bei der Regionalpolizei auf Anfrage.
Das Polizeireglement lässt Klöpfen zu
Das Recht ist klar auf der Seite der «Chlöpfer»: Im regionalen Polizeireglement steht explizit, dass das «Chlausklöpfen» auch «ausserhalb der Nachtruhezeit toleriert» werde - zwischen dem 1. November «bis zum Sonntag, der auf den zweiten Donnerstag im Dezember folgt».
In diesem Jahr konkret vom 1. November bis 16. Dezember also. Bis um 21 Uhr am Abend dürfen die jungen und älteren «Chlauschlöpfer» mit ihren «Geissle» trainieren - im gesamten Einzugsgebiet der Regionalpolizei Lenzburg.
Auch die Chlöpfer haben Regeln
Allerdings: Auch die «Chlöpfer» selber sollten sich gemäss ihren eigenen Leitlinien (vgl. Website Stadt Lenzburg) an der Nase nehmen.
Immer wieder hört man Geschichten, dass «Geisslechlöpfer» besonders gerne vor den Fenstern der besonders lärmempfindlichen oder traditionsfeindlichen Anwohnern geübt hätten.
In Seengen scheint das nicht der Fall zu sein, wie Gemeindeammann Jörg Bruder gegenüber SRF sagt. «Die Chlauschlöpfer sind dazu angehalten, immer wieder in anderen Quartieren zu üben». Das habe die Situation ebenfalls entschärft.
Auf beiden Seiten scheint also Vernunft und Toleranz vorhanden zu sein. Einem lauten, aber trotzdem friedlichen vorweihnächtlichen Brauch dürfte damit nichts im Wege stehen.