«Die schönste Woche ist für den Hasler die Altjahrswoche», sagt Fritz Holzer aus Meiringen, ein Kenner des Brauchs und seiner Geschichte. «Da wird trychlet.» Es ist ein heidnischer Brauch: «Nach der Wintersonnenwende werden die Tage wieder länger. Nichtchristen nahmen das zum Anlass, mit Glocken die bösen Geister zu vertreiben.»
Das Trycheln liess sich nicht verbieten.
Das Heidnische gefiel einst einem Pfarrer nicht, erzählt Fritz Holzer. «Das war 1877. Der Pfarrer wollte das Trycheln verbieten und fuhr mit dem Schlitten in einen Trychelzug.» Er bewirkte allerdings das Gegenteil: «Die Leute trychelten Tag und Nacht um sein Haus herum, bis er zurück nach Bern ging.»
«Pflicht» auch für Frauen
Im Lauf des letzten Jahrhunderts habe der Brauch zeitweilig eine Baisse erlebt, sagt Holzer. Aber heute machten wieder um die 1000 kleine und grosse Trychlerinnen und Trychler aus den Dörfern der Region mit. Ja, auch Mädchen und Frauen: «In der Trychelordnung, die etwa 1925 gedruckt wurde, steht: ‹Jeder Staatsbürger zwischen 6 und 60 Jahren ist verpflichtet zu trychlen›», erzählt Fritz Holzer. Früher hätten die Trychelzüge allerdings kaum Mädchen und Frauen aufgenommen, das sei heute anders.
Mit der Zeit wird man nicht mehr müde.
Fritz Holzer trychelte selber 27 Jahre lang. Er kennt die Auswirkungen von nächtelangem Trycheln.
«Mit der Zeit wird man nicht mehr müde.» Die Glocken seien zwar schwer und eine ganze oder gar zwei Nächte lang zu trycheln, brauche viel Kraft. Gegen den Morgen hin sehe man den Trychlern an, dass sie fast im Schlaf marschierten. «Aber der Takt stimmt immer. Die gehen in Trance.»
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)