Steile Hänge, schroffe Felsen und Schluchten. Das Bündner Prättigau in seiner wilden Form ist die Kulisse von «Widerschein». Der Debüt-Roman von Anita Hansemann erzählt die Geschichte einer verbotenen Liebe im Tal. Esther Krättli, Literatur-Redaktorin beim Romanischen Radio, hat das Werk gelesen.
SRF News: Kulisse des Romans ist ein wildes, schroffes Prättigau. Ist die Geschichte von Anita Hansemann ein Heimatroman?
Esther Krättli: Kommt darauf an, was man unter einem Heimatroman versteht. Auf alle Fälle ist «Widerschein» keine schnulzig-kitschige Geschichte, in welcher sich ein Förster in eine Sennerin verliebt. Natürlich kommt die Heimat im Roman vor. Die Autorin ist in einem kleinen Weiler aufgewachsen im Prättigau. Sie kennt also die Gegend, die sie beschreibt, die Menschen. Das macht ihre Beschreibungen authentisch und überzeugend. Vor allem die der beiden Hauptfiguren.
Wer sind die zwei Hauptfiguren?
Das sind Mia und Viid. Die beiden kennen sich von früher, waren «Schulschätze». Viid ist der beste Jäger in der Gegen um die Sulzfluh. Er hat es auf eine weisse Gämse abgesehen. Wenn diese auftaucht stirbt immer jemand. Doch gibt es diese Gämse überhaupt? Mia ist eine besonnene Frau, ihr ist Gemeinschaft wichtig und sie setzt sich gegen Ausgrenzung ein. Konkret geht es um die Ausgrenzung der Jenischen. Viid heisst nämlich David Kollegger, und ist natürlich jenisch.
Esther Krättli ist Literatur-Redaktorin beim Romanischen Radio.