Die Bühne Burgäschi bringt alle zwei Jahre eine Operette ins Solothurner Wasseramt. An der Grenze zum Kanton Bern wird dieses Jahr «Grüezi» aufgeführt, eine Operette aus den 1930er-Jahren des Österreichers Robert Stolz. Mit dem Stück hatte er grosse Pläne. Es sollte mindestens so erfolgreich werden wie «Im weissen Rössl», an dem Stolz ebenfalls mitgearbeitet hatte. Nach der Premiere in Zürich und Aufführungen in Berlin und Wien, bereitete der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs den Plänen aber ein Ende.
Seit 1949 sei «Grüezi» in der Schweiz nicht mehr auf einer Bühne mit grossem Orchester aufgeführt worden, erklärt Melanie Gehrig Walthert, die künstlerische Leiterin und Regisseurin der Bühne Burgäschi. Dabei passe die Operette gut in die heutige Zeit.
Die Geschichte um ein Hotel in den Schweizer Alpen, wo viele ausländische Gäste erwartet werden und wo eine deutsche Filmcrew an Dreharbeiten ist, behandle den Widerspruch der heilen Welt und dem Ausbrechen aus dieser Welt. Die Hauptdarstellerin muss sich entscheiden, ob sie mit dem Filmemacher nach Hollywood geht oder nicht.
Ja, die Geschichte sei kitschig, meint die Regisseurin. Auf der Bühne wird denn auch nicht gespart: Alphornbläser, eine Trachtengruppe oder Soldaten in Uniformen treten auf. Als Kulisse dient ein hoher Berg, daneben eine Schweizerfahne und Bergblumen. Die Geschichte sei bereits im Original absichtlich übertrieben aufgeführt worden, so Melanie Gehrig Walthert. Bei der aktuellen Aufführung habe sie die Texte an die heutige Zeit angepasst, das Übertriebene und die Ironie aber belassen.
Neben Melanie Gehrig Walthert stehen weitere Mitglieder ihrer Familie im Einsatz. Ehemann Reimar Walthert ist der musikalische Leiter und Dirigent des Orchesters, Vater Hermann Gehrig ist der Intendant. Neben ihren Aufgaben für die Operette als Hobby gehen alle einer regulären Arbeit nach.
Auf der Bühne stehen rund 80 Sängerinnen und Musiker, insgesamt helfen 100 Personen mit bei den Aufführungen. Dass die Hauptorganisatoren quasi ein Familienunternehmen sind, das habe sich in den letzten Jahren so ergeben, meint Melanie Gehrig Walthert. Und es habe bis jetzt noch zu keinen Problemen geführt, so Dirigent Reimar Walthert. Im Gegenteil: Wahrscheinlich funktioniere die ganze Organisation überhaupt, weil sie als Familienbetrieb aufgebaut sei.
Eine solch grosse Produktion als Verein oder Familie zu stemmen, sei nicht einfach, sagen beide. Die gedeckte Tribüne verfügt über 555 Plätze, «Grüezi» wird 20 Mal aufgeführt. Das Ziel seien 10'000 Besucherinnen und Besucher. 7500 Eintritte sind nötig, damit die Rechnung gerade so aufgeht.
Bis jetzt laufe der Vorverkauf allerdings nicht wie gewünscht, so Reimar Walthert. Dies liege eventuell daran, dass das Stück «Grüezi» nicht sehr bekannt sei. Je nachdem, wie erfolgreich die diesjährige Produktion ist, zeige sich, ob der Zweijahresrhythmus für die nächste Operette eingehalten werden könne. Die Premiere ist am 6. Juni, Aufführungen gibt es bis Anfangs Juli.