Der Morgen ist noch jung als sich Silvio Enkerli und seine Hündin Kaja auf den Weg machen. Die Region von Stels im Prättigau ist Hasengebiet, hier sind die beiden im Herbst unterwegs. Bei der Hasenjagd setzt Jäger Enkerli voll auf die feine Nase seiner Hündin. Das zweijährige Weibchen verfolgt die Fährte eines Hasen, dieser hoppelt davon und Jäger Enkerli positioniert sich dort, wo er vermutet, dass der Hase langläuft.
Was sich in der Theorie simpel und einfach anhört ist in der Praxis eine Geduldssache. «Wir gehen wahrscheinlich acht Mal auf die Jagd ohne, dass ich einen Hasen schiessen kann», sagt Enkerli.
Kaja findet eine Spur
Silvio Enkerli lässt die Hündin von der Leine. Kaja sucht selbständig das Gelände ab, bis sie auf eine Hasenspur stösst. Der Jäger spitzt die Ohren, sobald die Hündin nämlich eine Spur hat, dann bellt sie. Mittlerweile ist Kaja weit weg.
Plötzlich ertönen aus der Ferne einzelne Belllaute. Silvio Enkerli schultert sein Gewehr und positioniert sich. Möglich, dass bald ein Hase auftaucht. Doch nach ein paar Minuten ist klar, Kaja hat die Spur verloren, die Hündin bellt nicht mehr.
Laut den Bündner Jagdvorschriften darf ein Jäger pro Jahr acht Hasen schiessen. «Die Realität sieht anders aus», sagt Enkerli. Im letzten Jahr habe er gerade mal einen gehabt. Während der Niederjagd könnte Silvio Enkerli auch andere Tiere schiessen, wie Eichelhäher oder Kolkraben. Das interessiere ihn aber nicht, er jage nur Tiere die er auch esse.
Sowieso sei der Schuss auf den Hasen dritt- oder gar viertrangig für ihn. Ihm gehe es vor allem um die Arbeit mit dem Hund. «Ich finde das so genial, wie sie mit ihrer Nase Spuren ausschaffen und wie sie mit uns über ihr Gebell kommunizieren», sagt Enkerli.
Nach etwas mehr als zwei Stunden erfolgloser Jagd, holt Silvio Enkerli seine Hündin zurück. Fertig für heute. Auch wenn Kaja heute kein Hasenversteck aufspüren konnte, Silvio Enkerli ist zufrieden mit der noch etwas unerfahrenen Hündin. Zur Belohnung für die Arbeit im Feld gibt es natürlich ein Leckerli.
Ein schöner Jagdtag gehe zu Ende, findet Silvio Enkerli. Er sei in der Natur gewesen und die Hündin habe gerabeitet. «Ein absolut erfolgreicher Tag», bilanziert der Jäger. «Mit oder ohne Beute, da kann ich sehr, sehr gut leben damit», sagt Enkerli.