Der Ökonom Max Lüscher hat sich vergangene Woche an der Präsentation des Bürgerkomitees gegen Olympische Winterspiele 2026 in Graubünden geäussert. Angela Casanova vertritt den Bündner Gewerbeverband, der die neuen Olympia-Pläne initiiert hat.
Ausschnitte aus dem Streitgespräch
Angela Casanova: Die neun Millionen Franken, die der Kanton Graubünden zahlen würde, ist für den einzelnen Bürger viel, für den Kanton jedoch verkraftbar. Es sind 0,3 Prozent des kantonalen Budgets. Wir sind erheblich günstiger als bei der Kandidatur von Olympia 2022 und die Kandidatur ist gleich teuer wie im Wallis.
Es gibt sowieso eine Schweizer Kandidatur – den Sieg will ich nicht kampflos dem Wallis überlassen.
Max Lüscher: «Die andern auch» – das interessiert mich nicht. Dieses Konzept ist mir nicht 25 Millionen Franken wert, weil ich es grundsätzlich in Frage stelle. Das ist sehr viel Geld für eine reine Konzeptstudie.
Casanova: Die Spiele werden 1,65 Milliarden Franken kosten, deshalb sind seriöse Abklärungen wichtig. Wir behaupten, es gibt ein ausgeglichenes Budget, das müssen wir verifizieren. Hier brauchen eine nochmalige Überprüfung. Wenn wir die Auslosung dann beim IOC verlieren, geben wir zwar 25 Millionen Franken für nichts aus, aber wir haben eine weltweite Werbewirkung.
Lüscher: Ich stelle es in Frage, ob ein Papiertiger wie dieses Konzept, eine Werbewirkung hat.
Die olympischen Spiele sind für Graubünden ein paar Schuhnummern zu gross.
Casanova: Das Bündner Gewerbe hängt mit den Tourismusgemeinden zusammen. Wenn diese bekannter werden, profitiert der gesamte Kanton – auch die Wirtschaft im Bündner Rheintal.
Lüscher: Als Ökonom stelle ich den wirtschaftlichen Nutzen in Frage. Die Vergangenheit lehrt mich, dass der Werbeeffekt von Olympischen Spielen eine Glaubensfrage ist.
Casanova: Der Bündner Wirtschaft geht es nicht gut. Falls Olympia 2026 nicht zustande kommt, brauchen wir andere Mittel. Ich habe Ihnen kein Patentrezept.
Lüscher: Das ist Fakt. Es gibt aber durchaus auch andere Möglichkeiten als Olympische Winterspiele. Man könnte den Mehrwertsteuersatz für die Tourismusbranche auf Null setzen. Oder Stichwort Devisenbewirtschaftung: Hotels sollen einen fixen, tiefen Euro-Wechselkurs anbieten, die Differenz müsste der Kanton übernehmen.