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Toni Brunner hebt den linken Arm zum Gruss während er einen Sitzungsraum im Bundeshaus betritt.
Legende: Toni Brunner setzte zuerst auf ein Einer-, dann auf ein Zweier-, und nun auf ein Dreierticket. Keystone

Bundesratswahlen Toni Brunner liebäugelt mit Dreierticket

Sicher ist: Nach ihrem Rücktritt ist Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf nicht mehr im Rennen. Alles andere ist noch offen. Auch ob die SVP einen zweiten Bundesratssitz bekommt. Inzwischen ist aber bekannt geworden, dass die SVP ein Dreierticket präsentieren will. Das ist relativ überraschend.

Noch im August schien es für SVP-Parteipräsident Toni Brunner nur einen zu geben, der das Profil hat, neuer Bundesrat zu werden: SVP-Fraktionschef Adrian Amstutz. Er beweise als Fraktionschef, dass er schwierige Aufgaben nicht scheue. Und er wäre sicher einer, der anpacken würde, sagte Brunner damals über den Berner.

Dann, Ende Oktober, kam der Rücktritt von Eveline Widmer-Schlumpf, der von der SVP verstossenen Bundesrätin. Noch am selben Abend kommen neue Töne vom Parteichef: «So wie ich die Findungskommission bisher verstanden habe, will man in Richtung eines Zweiertickets gehen.» Das heisst, zwei Kandidaten sollen der Vereinigten Bundesversammlung am 9. Dezember zur Auswahl präsentiert werden.

Der Herbst geht ins Land, die Blätter fallen, die Liste der Kandidaten wächst. Kandidatinnen sind in dieser Diskussion gar kein Thema. Und in der jüngsten Sonntagszeitung schliesslich lässt sich Präsident Brunner wie folgt zitieren:

Weil wir als nationale Partei in allen Sprachregionen vertreten sind, wäre es sinnvoll, der Bundesversammlung ein Dreierticket vorzuschlagen, mit je einem Kandidaten aus jeder grossen Sprachregion. Diese Vorstellung gefällt mir sehr.
Autor: Toni Brunner SVP-Parteipräsident

Dass es aber im Tessin kein eigentlicher SVP-Kandidat ist, der aufgestellt werden soll, sondern Norman Gobbi von der Lega, ist für Brunner dabei kein Problem.

Ein geschickter Schachzug der SVP?

Ein Dreierticket – das hat es noch nie gegeben. Der Berner Politikwissenschafter Adrian Vatter erklärt sich die SVP-Strategie so: «Die SVP-Parteileitung hat im Laufe dieses Prozesses festgestellt, dass in der Vereinigten Bundesversammlung der Unwillen relativ gross war, weil man keine Auswahl hatte.»

Eine Auswahl bieten; das ist der springende Punkt. Für den Politologen Georg Lutz ist das Dreierticket ein geschickter Schachzug der SVP. Man kommt so möglichen Widersachern aus anderen Parteien zuvor. «Je grösser die Auswahl ist, desto schwieriger wird auch die Legitimation der anderen Parteien, eine Person zu wählen, die nicht in dieser Auswahl ist», sagt Lutz. Zudem bekämpfe die SVP mit dem angekündigten Dreierticket das Image einer Partei, die vor allem in der Deutschschweiz valable Kandidaten hat.

Diese Meinung teilt der langjährige Politbeobachter und ehemalige CVP-Generalsekretär Iwan Rickenbacher. Es sei strategisch sehr klug, jetzt so viele mögliche Kandidaten ins Gespräch zu bringen: «Die SVP bringt Namen ins Spiel, die letztlich nicht auf ihrem Ticket sein werden. Persönlichkeiten, denen es aber auch nicht schadet, wenn sie in der öffentlichen Diskussion stehen, und dann nicht portiert werden, weil sie ein grosses Eigengewicht haben», erklärt er.

Kandidaturen als Ablenkungsmanöver

Damit lenke man von den letzten Kandidaturen etwas ab. «Denn je früher eine Persönlichkeit im Rampenlicht steht, umso früher wird sie dem Seziermesser der politischen Konkurrenten und dem Objektiv der Medien unterstellt», so Rickenbacher weiter. «Und dabei könnten ja noch nachteilige Dinge hervorkommen.»

Mit anderen Worten: Die meisten der wirklich wichtigen Namen kommen erst später ins Spiel. Spätestens am 20. November – denn dann entscheidet die SVP-Fraktion.

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