100 Jahre sind es her, dass Carl Spitteler den Nobelpreis für Literatur in Empfang nehmen konnte. Obwohl es - neben dem eingebürgerten Hermann Hesse - der bisher einzige Schweizer Literatur-Nobelpreisträger ist, erinnert sich kaum noch jemand an ihn - auch in seiner Geburtsstadt Liestal nicht. Auch die wenigsten kennen sein Denkmal beim Kantonsspital.
Der bescheidene Bekanntheitsgrad Spittelers habe auch damit zu tun, dass sein Hauptwerk «Olympischer Frühling» in Versform geschrieben sei, glaubt SRF-Kulturredaktor Julian Schütt. Zudem sei auch eine grosses Interesse für die griechische Mythologie nötig. Das sei insofern schade, als Spitteler auch sehr schöne Erzählungen geschrieben habe, wie «Konrad der Leutnant», oder den Roman «Imago». Hinzu komme, dass der Versuch, ihn zum Nationaldichter hochzustilisieren, ihm einen elitären Anstrich verpasst habe.
Zum 100 Jahr Jubiläum seines Nobelpreises soll Spitteler wieder einer breiteren Bevölkerung bekannt gemacht werden. Den Auftakt des Jubiläumsjahres macht am Donnerstag seine Geburtsstadt Liestal. Im Beisein von Bundesrat Alain Berset und weiteren Exponenten aus Politik und Kultur findet in der Stadtkirche ein offizieller Festakt statt. Anschliessend ist auch die Bevölkerung eingeladen, bei Speis und Trank in der Rathausgasse den prominenten, aber etwas vergessenen Sohn Liestals zu ehren.
Das Dichter- und Stadtmuseum, wo auch sein Originalschreibtisch, widmet Spitteler bis Ende Jahr die Sonderausstellung «Poesie und Politik» . Dabei wird auch die Nobel-Medaille ausgestellt, die normalerweise aus Sicherheitsgründen in einem Tresor aufbewahrt wird.