Zum ersten Mal für Schlagzeilen sorgte die Affäre in der Zürcher Sittenpolizei im November 2013. Mehrere Stadtpolizisten hätten sich mit sexuellen Dienstleistungen und Drinks bestechen lassen und im Gegenzug Personen im Milieu vor Razzien gewarnt. Nun hat die Zürcher Staatsanwaltschaft zwei weitere Polizisten angeklagt.
Einem Stadtpolizisten wirft sie vor, er soll mehrfach vertrauliche Informationen aus dem Polizeisystem weitergegeben und dafür sexuelle Dienstleistungen erhalten haben. Die Staatsanwaltschaft hat ihn deshalb wegen folgender Delikte angeklagt:
- sich bestechen lassen.
- mehrfacher Amtsmissbrauch.
- Amtsgeheimnisverletzung.
- mehrfache Pornographie: Der Polizist habe auf seinem Handy Kurzfilme mit strafbarem pornographischem Inhalt aufbewahrt.
Die Staatsanwaltschaft beantragt eine bedingte Freiheitsstrafe von 11 Monaten und eine Busse in der Höhe von 3000 Franken.
Erste Gerichtsverhandlung
Ein zweiter ehemaliger Stadtpolizist ist wegen mehrfacher Vorteilsnahme angeklagt. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft vor, er habe sich von einer Person aus dem Prostituiertenmilieu Reisen, Kleider, Schmuck, Geld und sexuelle Dienstleistungen versprechen lassen. Teilweise soll er die Geschenke angenommen haben.
Die Chronologie
In diesen zwei Fällen wird es erstmals zu einer Gerichtsverhandlung kommen, da die Angeklagten nicht geständig sind. In den bisherigen Fällen kam es zu abgekürzten Verfahren.
Im Juni 2016 hat das Bezirksgericht Zürich ein erstes Urteil verhängt: 14 Monate Freiheitsstrafe für einen dieser fünf ehemaligen Polizisten. Er wurde wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses verurteilt. Konkret soll er zwei Prostituierte begünstigt haben.
Ermittlungen laufen seit drei Jahren
Ins Rollen kam die ganze Affäre nach einer Razzia im November 2013 im Zürcher Nachtclub «Chilli's». Damals waren unter anderem fünf Mitarbeitende der Dienststelle Milieu- und Sexualdelikte der Zürcher Stadtpolizei (MSD) festgenommen worden.
Von den zwölf Verfahren, die seither eingeleitet worden sind, wurden sieben komplett eingestellt. Ein weiteres Verfahren rund um diese Affäre ist pendent. Wann es in diesem Fall zur Anklage kommt, konnte die Staatsanwaltschaft noch nicht sagen.