«Chnöpfli suecht Grosi», das ist die Partnervermittlung der etwas anderen Art. Das Projekt will Kindern in der Region Basel eine Grossmutter oder einen Grossvater vermitteln, beziehungsweise ältere Menschen finden, die diese Rolle im Leben der Kleinen übernehmen wollen - trotz fehlender verwandschaftlicher Verbindung.
Nach einem Jahr Werbung machen steht «Chnöpfli suecht Grosi» kurz vor seinem ersten Match: Ein Senior und eine Familie mit zwei Kindern lernen sich aktuell während eines Probemonats näher kennen. Danach sollen sie sich idealerweise dazu entscheiden, längerfristig gemeinsam Zeit zu verbringen und eine Beziehung zueinander aufzubauen. Davon würden beide Seiten profitieren, ist die Mitbegründerin des Projekts Nikol Laschan überzeugt. «Senioren werden in eine Familie eingebunden und die Eltern haben mehr Zeit für sich, wohlwissend dass eine feste Bezugsperson ihr Kind begleitet». Das Projekt will Kinder und Grosseltern ansprechen, deren leiblichen Verwandten entweder weit weg wohnen oder die keine leiblichen Grosskinder beziehungsweise Grosseltern haben. Auf diese Weise wollen die Gründerinnen von «Chnöpfli suecht Grosi» des Austausch zwischen den Generationen fördern.
Weniger Interesse auf Seite der Älteren
Doch was so vorteilhaft für beide Seiten klingt, erweist sich in der Realität als Knacknuss. Und zwar ausgerechnet auf Seiten der Senioren. Nikol Laschan gibt zu, dass sich mehr Familien bei ihr melden würden als ältere Menschen. Ähnliche Erfahrung macht auch die studentische Wohnvermittlung WoVe mit ihrem Projekt «Wohnen für Hilfe». Dabei geht es darum, dass Studierende gratis bei Senioren wohnen dürfen, im Gegenzug dafür bei der Haus- oder Gartenarbeit helfen. Obwohl sich jedes Semester viele Junge für das Angebot interessieren würden, konnten seit Projektbeginn vor zwei Jahren erst zehn Paare vermittelt werden, sagt Chaim Howald von der WoVe.
Das liege jedoch nicht am mangelnden Interesse seitens der älteren Generation, ist die Psychologin und Generationenforscherin Pasqualina Perrig-Chiello überzeugt. Aber: «Die heutigen Seniorinnen und Senioren sind nicht mehr bereit nur zu geben». Dafür seien sie zu kritisch eingestellt und zu sehr auf ihre persönliche Verwirklichung bedacht, sagt die emeritierte Honorarprofessorin der Universität Bern. Zudem seien rund ein Viertel der Über-65-jährigen beruflich immer noch aktiv. Und besonders viele Frauen in diesem Alter sind mit der Pflege von den eigenen Eltern stark eingebunden.
Vier Generationen
«Früher war man erst jung und dann alt», sagt Perrig-Chiello. Heute hingegen lebten in der Schweiz vier Generationen gleichzeitig. «Die Beziehungen zwischen diesen vier Generationen müssen wir neu definieren». Untersuchungen zeigten, dass in der Schweiz ausserhalb der Familie die Generationen nebeneinander anstatt miteinander leben. Kein guter Zustand für die Gesellschaft, findet Perrig-Chiello. Für den Zusammenhalt und die Verständigung müssen die verschiedenen Generationen unbedingt miteinander in Kontakt kommen. Projekte, die den Generationenaustausch fördern haben durchaus Potential. Allerdings wollen die Seniorinnen und Senioren im Gegenzug für ihr Engagement auch etwas erhalten. «Ich denke da nicht unbedingt an Geld, sondern eher an gesellschaftliche Anerkennung», sagt die Psychologin Perrig-Chiello.
Dass der Austausch zwischen den Generationen nicht nur der Gesellschaft sondern auch dem einzelnen Individuuen zugute kommt, das zeigen die Erfahrungen des Projekts «Wohnen für Hilfe». Natürlich koste es Überwindung, jemand Fremdes in seinen vier Wänden aufzunehmen, sagt Chaim Howald von der WoVe. «Bis jetzt haben wir aber noch kein einziges negatives Feedback von Leuten erhalten, die sich darauf eingelassen haben».