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«Contact Tracing» Zug telefoniert jedem Corona-Patienten hinterher

Wer hat sich über wen mit dem neuartigen Corona-Virus angesteckt? Und mit wem hatten Infizierte Kontakt? Das sind wichtige Fragen, um die Ausbreitung der Lungenkrankheit COVID-19 einzudämmen. Das Verfahren, um die Infektionsketten zurückverfolgen zu können, heisst «Contact Tracing» – dabei geht es darum, genau solche Fragen zu klären.

Kantone wollen Infektionen wieder zurückverfolgen

Zu Beginn der Pandemie setzten sämtliche Kantone auf «Contact Tracing»; als die Fallzahlen rasch stiegen, hörten die meisten damit wieder auf. Genf und Thurgau haben nun aber angekündigt, das Verfahren wieder aufzunehmen.

Lernen können sie dabei vom Kanton Zug. Er hat die ganze bisherige Pandemie über stets zurückverfolgt, wie es zu Ansteckungen mit dem Corona-Virus gekommen ist. Auch Schwyz hat unlängst wieder mit «Contact Tracing» begonnen.

Zug arbeitet mit Lungenliga zusammen

Das Verfahren sei stets dasselbe gewesen, sagt der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri: «Ist ein Test positiv, melden uns das die Labors, und wir melden uns wiederum bei den betroffenen Personen, um abzuklären, mit wie vielen Leuten sie Kontakt hatten. Sobald wir das beisammen haben, übergeben wir den Fall an die Lungenliga. Die meldet sich dann jeden Tag telefonisch bei den Betroffenen.»

Durch den täglichen telefonischen Kontakt erfahre man aus erster Quelle, wie der Krankheitsverlauf sei und wie es den Betroffenen gehe. Zudem könne man sie beraten. Die Lungenliga habe grosse Erfahrung mit solchen Umgebungsabklärungen, ihre Mitarbeiterinnen machten solche Abklärungen bereits bei Tuberkuloseerkrankungen.

Jeden Tag ein Anruf: Ein aufwändiges Verfahren

Dennoch: «Contact Tracing» per Telefon sei aufwändig, sagt Kantonsarzt Hauri. Bei den rund 190 Personen, die sich im Kanton Zug mit dem Corona-Virus angesteckt haben, sei es in den vergangenen Wochen aber immer durchführbar gewesen – anders als etwa im Kanton Luzern, der mit mehr als dreimal so viel Corona-Fällen aufgehört hat, die Fälle genau nachzuverfolgen. «Aufhören war nie ein Thema für uns», sagt Hauri. «Bei höheren Fallzahlen hätten wir es aber in Betracht gezogen, die Betroffenen nicht mehr täglich anzurufen, sondern nur noch jeden zweiten Tag.»

Geplante App könnte eine Ergänzung sein

Seit sich die Fallzahlen gesamtschweizerisch auf einem tieferen Niveau eingepegelt haben, will auch der Bund wieder auf «Contact Tracing» setzen. Zum Einsatz soll unter anderem eine App kommen, die die Leute warnt, wenn sie mit einer Person in Kontakt gekommen sind, die positiv getestet wurde. Für den Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri ist dies App aber lediglich eine Ergänzung des klassischen «Contact Tracing», wie es sein Kanton betreibt. «Wenn wir sehen, dass die App sich bewährt, machen wir da bestimmt auch mit», sagt er. «Aber unsere bewährte Strategie des telefonischen Nachfragens werden wir nicht aufgeben.»

Regionaljournal Zentralschweiz, 28. April, 17:30 Uhr ; 

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