Die Vorsitzende des Tierschutzvereins in Badisch-Rheinfelden, Hannelore Nuss, macht sich Sorgen um die Stadttauben. Wegen Corona seien viel weniger Leute unterwegs, die Tauben füttern würden. Darum seien viele Tauben ausgezehrt und würden sogar an Hunger sterben.
Nuss schätzt, dass etwas ein Viertel aller Tauben unter Hunger leiden würden: «Wenn man diese Tauben in die Hand nimmt, spürt man, dass fast nichts mehr haben unter dem Fell. Sie sind ganz stark abgemagert. Wir schaffen es mit ihnen teilweise nicht einmal mehr zum Tierarzt.»
Die Tierschützerin und SPD-Politikerin füttert darum gezielt Tauben, um sie vor dem Tod zu retten. «Auch Tauben verdienen Respekt und das Leben.»
In Basel verboten
In Basel ist das Füttern von Tauben offiziell verboten. Wer Tauben füttert, kann seit Februar gebüsst werden. Daniel Haag-Wackernagel ist Tauben-Experte und emeritierter Biologie-Professor an der Universität Basel. Er vertritt die klare Haltung, dass Tauben nicht gefüttert werden sollen, auch jetzt nicht: «Wenn man jedes Tier, das Hunger hat, füttern würde, hätten wir unvorstellbar viele Tiere.» Gerade bei den Tauben stünden Futter und Population in direktem Zusammenhang. «Jedes Kilo Nahrung, das in der Stadt ausgestreut wird, endet in Form von Nachwuchs.»
Taubenturm geplant
Tierschützerin Hannelore Nuss lässt sich nicht beirren. Sie ruft nun zu Spenden auf für den Bau eines Taubenturms, in welchem die Tauben besser versorgt werden könnten. Auch das Schweizerische Rheinfelden auf der anderen Seites des Rheins plant einen solchen Taubenturm. Nuss sieht nur Vorteile. Die Vögel seien gesunder, weil man ihnen frisches Wasser geben könne.
Man könne die Population klein halten, indem man die Taubeneier durch Attrappen ersetze, und am Ende sei sogar die Stadt sauberer: «Wenn die Tauben kein artgerechtes Futter erhalten, ist der Kot schlüpfrig. Wenn sie aber ordnungsgemäss gefüttert werden, ist ihr Kot fest und viel leichter zu säubern.» Doch auch einen Taubenturm hält Experte Haag für falsch. Studien hätten gezeigt, dass Taubentürme zusätzliche Tiere von ausserhalb anziehen und letztlich die Population nochmals vergrössern würden.