Seit Mitte März standen viele Spitalbetten leer, nur die dringendsten Behandlungen waren erlaubt, die Kapazitäten sollten für den Fall vieler Coronainfektionen bereit sein.
Gespenstische Stille nicht nur in der Innenstadt, auch in den Spitälern.
Zudem mieden viele Leute die Spitäler und Arztpraxen, sagt Esther Hilfiker, Präsidentin der bernischen Ärztegesellschaft an einer Medienkonferenz des Kantons: «Auf den Notfallstationen nahezu keine Herzinfarkte, keine Schlaganfälle, keine Blinddarmentzündungen. Gespenstische Stille nicht nur in der Berner Innenstadt, auch in den Praxen und Spitälern.»
Offenbar hatten die Aufrufe der Bundesbehörden im Zusammenhang mit Corona Nebenwirkungen: «Das mantraartig von Bundesrat und BAG wiederholte ‹Bleiben Sie zuhause› führte nicht nur zu Verunsicherung, sondern auch zu übersteigerter Angst, sich bei Inanspruchnahme medizinischer Leistungen mit dem Coronavirus anzustecken.»
Unser Personal wartet darauf, dass es wieder losgeht.
Hunderte Betten stünden derzeit leer, sagte Jonas Marschall, Chefarzt bei der Inselspital-Gruppe an der Medienkonferenz. «Die Terminkalender sind frei, unser Personal wartet darauf, dass es wieder losgeht.» Nun dürfen die Spitäler wieder alle Behandlungen anbieten und das Risiko, sich im Spital mit dem Coronavirus anzustecken, sei extrem klein, sagte Marschall.
Keine Behandlungen = keine Einnahmen
Leere Spitalbetten haben auch finanzielle Nebenwirkungen: Keine Behandlungen heisst keine Einnahmen für die Spitäler. Der Kanton Bern hat ihnen schon früh in der Coronakrise zugesagt, Ausfälle zu übernehmen.
Nun sagt der kantonale Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg, in einer ersten Schätzung gehe man von 270 Millionen Franken Kosten aus. Und das sei längst nicht alles, was auf den Kanton zukomme: «Diese Krise wird uns viel mehr kosten als diese 270 Millionen Franken für die Spitäler.» Darum habe die Kantonsregierung in einer Notverordnung die Schuldenbremse ausser Kraft gesetzt.
Diese Krise wird uns viel mehr kosten als die 270 Millionen Franken für die Spitäler.
Es sei wichtig in einer Krisensituation wie jetzt, die richtigen Lösungen zu finden, sagte Pierre Alain Schnegg. «Aber klar, es wird im Kanton Bern später Massnahmen brauchen, um seine finanzielle Stabilität sicherzustellen.» Das heisst wohl im Klartext, dass der Kanton wegen der Coronakrise künftig mehr Einnahmen braucht oder weniger ausgeben kann, oder beides.