Das Bundeshaus hat Johann Schneider-Ammann vor einem Jahr hinter sich gelassen. Doch ruhig hat es der ehemalige Berner Bundesrat 2019 nicht genommen. Er hat in Lauenen bei Gstaad sein neu-renoviertes Hotel wieder eröffnet, engagiert sich in einer Forschungsstiftung, fördert Innovationsprojekte. Und im Dezember verlieh ihm die Universität Bern für sein Engagement im Bildungsbereich den Ehrendoktortitel.
SRF News: Sie haben bei Ihrem Rücktritt angekündigt, Sie wollten jetzt ein aktiver Grossvater sein. Kommen Sie überhaupt zum Eisenbahnspielen mit ihren vier Grosskindern?
Johann Schneider-Ammann: Über die Festtage habe ich viel gespielt mit ihnen. Mein Büro wurde zur «Eisenbahn-Anlage».
Kompensieren Sie da auch etwas, was Sie bei ihren eigenen beiden Kindern verpasst haben?
Ja, da haben Sie nicht ganz unrecht. Ich war immer viel unterwegs für die Firma. So ist es übrigens jetzt auch bei meinem Sohn. So entsteht ein bisschen ein Defizit als Vater. Ich ersetze als Grossvater nun den Vater und mache ein bisschen gut, was ich als Vater damals verpasst habe.
Waren Sie eigentlich gerne Bundesrat?
Ich bin es gerne gewesen. Aber nicht immer gleich gerne. Ich bin mit Begeisterung eingestiegen.
Politik ist für mich etwas Grundseriöses.
Dann habe ich verschiedene Dämpfer erlebt, persönliche Abqualifizierungen, die mich getroffen haben. Ich brauchte da jeweils etwas Zeit, um das zu verdauen. Politik ist für mich etwas Grundseriöses. Spielchen haben da für mich keinen Platz. Aber: Je ne regrette rien. Es ist ein Privileg, dass ich in der Schweizer Regierung mitgestalten konnte.
Seit einem Jahr sind Sie Alt-Bundesrat. Und im Dezember hat die Unversität Bern Ihnen den Ehrendoktortitel verliehen. Was ist Ihnen lieber, Alt-Bundesrat oder Ehrendoktor?
Der Titel der Universität Bern freut mich sehr. Es ist der Beweis, dass eine wichtige Institution anerkennt, was ich im Bildungsbereich geleistet habe. Ich werde gerne als Johann Schneider-Ammann angesprochen, aber als Alt-Bundesrat möchte ich nicht angesprochen werden. Ich bin nicht so alt, dass man das besonders betonen müsste.