Die Apotheke war sein Leben. Aber Roman Schmid wollte nie zu denen gehören, die noch mit 80 ins Büro marschieren, sagt er. Schon lange plante er, mit 65 aufzuhören. Und so weit ist es nun. Der studierte Pharmazeut lässt seine Bellevue-Apotheke los.
SRF News: Wir sitzen hier in Ihrem Büro, im ersten Stock über der altehrwürdigen Bellevue-Apotheke, an bester Lage mit Sicht auf den Zürichsee. Nun verlassen sie ihre «zweite Heimat». Ihre erste ist Graubünden?
Roman Schmid: Das ist so. Ich bin in Sedrun aufgewachsen. Meine Muttersprache ist rätoromanisch. Die Sprache pflege ich auch noch mit Kollegen, die auch in Zürich leben.
Sie kamen nach Zürich, um an der ETH zu studieren. Und wurden ziemlich schnell zum Besitzer der Bellevue-Apotheke?
Ich hatte dort zunächst einen Studentenjob, übernahm die Nachtschicht, um etwas Geld zu verdienen. Danach spielte der Zufall eine gewisse Rolle. Aber ja, man wollte mich als Geschäftsführer, was mich natürlich ehrte. Eigentlich wollte ich ja zurück nach Graubünden und dort als Apotheker arbeiten. Aber darauf verzichtete ich dann.
Die Bellevue-Apotheke war die erste in der Schweiz, die rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr offen hatte. Wer kommt da eigentlich so während der Nacht?
Viele «Nachtvögel», so nenne ich sie. Der Jüngling, der Augentropfen holt, um seine roten Augen zu behandeln, bevor er seine Angebetete trifft. Eltern, die Babynahrung brauchen oder zuhause ein fiebriges Kind haben, Notfallpatienten, die vom Spital mit einem Rezept zu uns geschickt werden. Es gibt alles.
Sie geben die Apotheke nun also ab. Geht es mit der Bellevue-Apotheke genau gleich weiter?
So ist das vorgesehen. Man kann die Apotheke auch nicht einfach an eine Kette verkaufen. Das ist von den Hausbesitzern so gewollt. Ob es mit dem 24-Stunden-Betrieb weitergeht, kann mein Nachfolger entscheiden. Ich glaube aber, es ist fast nicht denkbar ohne.
Sie werden jetzt mehr in Sedrun sein, immer aber auch in Zürich. Auch als Kunde in der Bellevue-Apotheke, um Medikamente zu kaufen?
Ja, aber nur wenn es wirklich nötig ist. Ich bin ein schlechter Kunde, weil ich finde, man braucht nicht für jedes «Boböli» ein Medikament.
Das Gespräch führte Michael Ganz. Sie finden es in voller Länge im Audio in diesem Artikel.
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