Urs Schwarz hat keinen Laubbläser. Einen Rasenmäher hat er auch nicht. Er braucht keinen. In seinem Garten in einem Einfamilienhaus-Quartier in der Stadt Solothurn lässt er die Natur walten. Nur was auf den Gehweg hinauswächst wird zurückgeschnitten.
1980 sorgte Urs Schwarz mit einem Buch für Aufsehen. Der damalige Biologie-Lehrer an der Kantonsschule Solothurn lancierte den Kampf gegen den klassischen Hausgarten mit kurzgeschnittenem Rasen und sauber gestutzten Thuja-Hecken. Er begründete die Naturgarten-Philosophie: Nur noch Einheimisches sollte in Schweizer Gärten wachsen.
Knapp 40 Jahre später: In Schweizer Gärten zieht der Rasenmäher-Roboter seine Runden. Noch immer dominiert der kurzgeschorene Standardrasen, Unkraut wird bekämpft. Ist die Naturgarten-Philosophie gescheitert?
«Sie hat sich nur noch nicht durchgesetzt», relativiert Urs Schwarz im Gespräch mit SRF. Früher habe es gar keine Naturgärten gegeben in der Schweiz, heute seien es geschätzt zwischen fünf und zehn Prozent – das sei ein Erfolg. Schwarz sieht seine Idee an immer mehr Orten umgesetzt, das freut den Biologen.
Und was hält der Naturgarten-Pionier von den neumödischen Steingärten, die sich um immer mehr Schweizer Einfamilienhäuser ausbreiten? «Jedem Tierchen sein Pläsierchen», zitiert Urs Schwarz ein altes Sprichwort und nimmt es locker. «Ökologisch ist das aber natürlich gar nichts wert», stellt der 90-Jährige klar.
In seinem Garten sieht man kaum Steine. Überall wuchert das Grün. Sogar zwischen den Gartenplatten spriesst Kraut hervor. Natürlich einheimisches.