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Substanzen in Plastik EU verbietet Spielzeug, das schädliche Chemikalien enthält

Ab 2030 darf in der EU kein Spielzeug mehr verkauft werden, das gefährliche Substanzen wie PFAS enthält. Die Schweiz wird sich diesem Schritt anschliessen. Gemäss einer Expertin besteht bei allem Spielzeug aus Plastik ein erhöhtes Risiko.

Beissringe, Plüschtiere und andere Produkte für die Jüngsten können PFAS enthalten, sogenannte Ewigkeitschemikalien, oder andere Stoffe, die die Gesundheit schädigen. In der EU soll sich das ab 2030 ändern: Ab dann darf auf EU-Gebiet kein Spielzeug mehr verkauft werden, das solche Substanzen enthält. Darauf haben sich die EU-Staaten Anfang April geeinigt.

Original-Audio von RTS zum Thema (mit deutschen Untertiteln)

Bisher galten für Spielzeug keine Regeln betreffend PFAS. Nur für sogenannte «CMR»-Substanzen (krebserregend, erbgutverändernd oder reproduktionstoxisch) gab es Höchstwerte. Vom künftigen PFAS-Verbot sind nur Gegenstände ausgenommen, bei denen das Kind nicht mit der Substanz in Kontakt kommen kann.

Handeln nach dem Vorsorgeprinzip

PFAS (oder per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) werden seit den 1940er-Jahren von der Industrie wegen ihrer wasser-, schmutz- und fettabweisenden Eigenschaften verwendet. Normalerweise sind sie nicht in Spielzeug zu finden. Ihr Vorkommen darin ist jedoch auch nicht ausgeschlossen.

Daher sei es sinnvoll, das Vorsorgeprinzip anzuwenden, sagt Murielle Bochud, Professorin für öffentliche Gesundheit an der Universität Lausanne, gegenüber dem Radio und Fernsehen der französischsprachigen Schweiz (RTS). «Es gibt mehrere Tausend PFAS. Viele von ihnen wurden noch nicht untersucht, also gibt es Unsicherheiten. Auch wenn wir keine klaren Beweise haben, dass diese Substanzen über bestimmte Moleküle Auswirkungen auf die Gesundheit haben, müssen wir davon ausgehen, dass potenziell eine Gefahr besteht, insbesondere für Kinder und schwangere Frauen.»

Zieht die Schweiz nach?

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Wird die Schweiz das EU-Recht übernehmen? Ja, entsprechend der Übereinkunft zwischen der EU und der Schweiz über die gegenseitige Anerkennung von Konformitätsbewertungen bei der Zulassung von Biozidprodukten. Murielle Bochud von der Universität Lausanne befürwortet dies. Der Spielwarenverband spricht von einem Schritt in die richtige Richtung in Bezug auf Kinderschutz und Nachhaltigkeit. Er führe zu einer Vereinfachung des Handels und der Schaffung gleicher Bedingungen für alle Marktteilnehmer.

Ebenfalls von der neuen EU-Regelung betroffen sind endokrine Disruptoren. Dabei handelt es sich um eine sehr breite Familie von Substanzen, die auf das Hormonsystem wirken. Einige Stoffe sind sowohl PFAS als auch endokrine Disruptoren. Das Vorhandensein dieser Moleküle im Organismus wird mit bestimmten Entwicklungsstörungen wie verzögerter Pubertät in Verbindung gebracht, ebenso mit Krebserkrankungen.

Ein Grossteil des Spielzeugs betroffen

«Ein Grossteil des Spielzeugs ist betroffen, sobald es Teile aus Plastik, farbige oder textile Teile gibt», betont Bochud weiter. «All diese Arten von Spielzeug können potenziell PFAS oder endokrine Disruptoren enthalten. Kinder sind anfälliger für diese Substanzen als Erwachsene.» Ein erhöhtes Risiko bestehe während des Wachstums und der Pubertät und für den Fötus während der Schwangerschaft.

Die Schleimhäute, also der Mund, sind einer der möglichen Wege, über die diese schädlichen Substanzen in den Körper gelangen. «Die Aufnahme über Nahrung oder Getränke, der Hautkontakt, das Einatmen über Staub und während der Schwangerschaft durch die Plazenta sind weitere Expositionswege», präzisiert Bochud.

Sandkasten-Spielzeug in einer Kiste.
Legende: Bei allem Spielzeug, das aus Plastik und farbig ist, besteht potenziell ein Risiko, dass es gefährliche Chemikalien enthält. Keystone / Martin Schutt

Die Ärztin gibt einige Ratschläge: «Wenn es sich um ein Plüschtier handelt, empfehlen wir, es vor dem ersten Gebrauch zu waschen. Wenn es sich um eine Plastikfigur oder Knetmasse handelt, schauen Sie genau hin: Wenn Sie das CE-Zeichen sehen, eine europäische Zertifizierung, bedeutet das, dass strenge Anforderungen gelten, die von der EU festgelegt wurden.»

Das CE-Kennzeichen ist also ein Qualitätsgarant. Mit dem Verbot von PFAS und endokrinen Disruptoren werden die Regeln für die Zertifizierung ab 2030 noch strenger sein.

Anmerkung der Redaktion

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In einer ersten Version dieses Artikels hiess es, es sei noch unklar, ob die neue EU-Regelung von der Schweiz übernommen werde. Diese Information war nicht korrekt.

RTS, On en parle, 22.4.2025, 8:33 Uhr; sten

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