Der Posten des Munotwächters sei der Wichtigste, neben jenem des Stadtpräsidenten, pflegt man in Schaffhausen zu scherzen. Der Munotwächter wacht hoch über der Stadt, pflegt das Wahrzeichen, leitet Führungen durch die Festung. Und: Er läutet jeden Abend, Punkt neun Uhr, das «Munotglöggli».
Ein Höhepunkt für die erste Munotwächterin überhaupt. Karola Lüthi hat das traditionsreiche Amt seit Anfang Monat inne und wohnt mit ihrem Ehemann hoch oben im Turm. Sie seien immer noch sehr aufgeregt:
Wir gehen hoch, sammeln uns etwas und legen fest, wer läuten darf.
Dieses Läuten, das will auch geübt sein. Es klinge manchmal noch ein bisschen unregelmässig, sagt die 54-jährige, ehemalige Chefin der Gassenküche. Und sie musste lernen, dass das Bedienen des «Munotglöggli» so seine Tücken hat:
Dä Cheib in Schwung bringen, ist das eine. Man muss das Glöggli aber auch wieder aktiv bremsen. Einfach ausplämpern lassen, geht nicht.
Karola Lüthi wächst also in ihr Amt hinein. Und die Bevölkerung? Hat sie sich an die Munotwächterin gewöhnt? Immerhin war der Posten über 400 Jahre lang nur Männern vergönnt.
Die Tatsache, dass sie die erste Frau sei, sei kaum ein Thema, erklärt Lüthi. Sie selber aber mache dies manchmal bei ihren Führungen zum Thema:«Je nach Gruppe erwähne ich es. Ich habe ja selber auch eine Sau-Freude daran!»