Fast übersieht man sie, die beiden kleinen Boxen im Eingangsbereich des Einfamilienhauses. In ihnen halten derzeit zwei Fledermäuse Winterschlaf. Eine Zwergfledermaus, die in einem Haus auftauchte und eine Rauhautfledermaus, die in einer Holzbeige gefunden wurde.
Einen Blick auf die Fledermäuse zu erhaschen ist nicht möglich, erklärt Miriam Lutz, Fledermausschutz-Beauftragte im Kanton Graubünden: «Wachen sie auf, verbrauchen die Tiere Energie. Die fehlt ihnen anschliessend im Frühling.»
Nur alle zwei Wochen nimmt sie die Fledermäuse heraus, legt sie auf die Waage, füttert sie mit Mehlwürmern und lässt sie weiterschlafen.
Freiwilligenarbeit für die Fledermäuse
Fünf Freiwillige im Kanton kümmern sich um gefundene Fledermäuse. Jedes Jahr sind es zwischen 25 und 40 Tiere. Insgesamt beteiligen sich aber mehr als zwei Dutzend Personen freiwillig für den Fledermausschutz. Ihre Aufgaben gehen weit über die Pflege hinaus.
«Wir führen Exkursionen durch, halten Vorträge oder begleiten Bauprojekte», so Lutz. Letzteres sei gerade dann wichtig, wenn ein altes Gebäude saniert wird, in dem Fledermäuse leben: «Die Fledermäuse Mausohren oder Hufeisennasen brauchen Dachstöcke. Diese werden aber oft zu Wohnungen umgebaut, ein Problem für die Tiere.»
In Dachstöcken, aber auch in Kirchtürmen leben in Graubünden teilweise grosse Fledermauskolonien. Derzeit sind sie aber ausgeflogen, im Winter suchen sie sich andere Quartiere. Diese kennt Lutz aber nicht: «Wir kennen nur einige Felsspalten, in die sich vereinzelte Tiere zurückziehen. Wohin der Rest der Fledermäuse fliegt, wissen wir nicht.»
Bald aber fliegen sie wieder aus. Und dann wird es auch für die beiden Wintergäste im Haus von Miriam Lutz Zeit zu erwachen. «Die Rauhhautfledermaus kann ich im Garten fliegen lassen, sie zieht dann zurück in den Norden Europas.»
Heikler ist die Auswilderung der Zwergfledermaus. Sie muss genau bei dem Gebäude wieder frei gelassen werden, bei dem sie gefunden wurde: «Nur so findet sie den Anschluss an die Kolonie wieder.»