Linda Geiser ist einem breiten Publikum bekannt durch ihre Rollen in den Gotthelf-Verfilmungen «Uli der Knecht» und «Anne Bäbi Jowäger » sowie den TV-Serien «Die 6 Kummer-Buben» und «Lüthi und Blanc». 1961 zog sie der Liebe wegen nach New York – und blieb. 1979 kaufte sie sich ein Haus, das «Red House», und bot dort 36 Jahre lang Schweizer Kulturstipendiaten eine Bleibe. Zwei von ihnen erinnern sich in einem Buch an das Leben im «Red House».
SRF News: Was haben Sie für eine Erinnerung an ihre erste Begegnung mit Linda Geiser?
Gabriela Kaegi: Als Kind habe ich die «Kummerbuben-Serie» gesehen bei den Nachbarn. Die Buben und das Emmental, das hat mich zwar irgendwie befremdet, aber Linda Geiser, die «Kummerbuben-Mutter», die hat mich fasziniert. Und als ich dann viel später bei Linda ankam, war für mich klar: Ich wollte New York selber entdecken und nicht von ihr gezeigt bekommen.
Sie war eine Landlady, die einen aber machen liess.
Wie haben Sie Linda Geiser wahrgenommen? Als Schlummermutter?
Sie war eine Landlady. Sie hat sich gekümmert, brachte einem die Post vorbei. Aber sie drängte sich nie auf. Sie hat sofort gespürt, ah, die will jetzt diese Stadt alleine erobern. Und sie hat mich machen lassen, war selber damals auch viel unterwegs. Unser Kontakt hat sich erst nach meinem New York-Aufenthalt intensiviert.
Heinz Stalder, Sie haben Linda Geiser in Bern kennengelernt. Wie war das?
Heinz Stalder: In den 1970-er Jahren hab ich Linda erstmals getroffen. Sie hat von New York erzählt, vom Broadway, auch von Hollywood. Ich hing ihr an den Lippen. Ich hatte damals das Gefühl, wir kennen uns schon lange. Sie sagte damals zu mir. Du kommst dann mal nach New York. Erst 1996/97 war es dann so weit.
Wir Künstler wurden von Linda behütet.
Was war Linda Geiser für Sie, als Sie dann in New York waren? Eher eine Freundin?
Ja, eine Freundin. Sie konnte auch direkt sein. Einmal ist sie zu mir in die Wohnung gekommen und hat mich zurechtgewiesen: «Lauf nicht immer so auf den Fersen durch die Wohnung». Es war auch nicht einfach, mit den ständigen Bewohnerinnen und den Künstlern im gleichen Haus. Im Halbjahrestakt wechselte ja die Künstler-Bewohnerschaft. Aber wir wurden behütet von Linda, waren schon etwas bevorzugt.
SRF News: Der Kontakt zu Linda Geiser ist geblieben.
Gabriela Kaegi: Ja, das ist eine ihrer grossen Qualitäten. Sie kann einem das Gefühl geben, dass man einzigartig ist. Wenn sie jeweils in der Schweiz ist, hat sie ja immer viele Leute, die sie treffen will. Und sie ist eine sehr treue Person. Manchmal hat sie auch angerufen, dass das Studio frei sei, ob ich kommen wolle. Das war schon toll, dieses Gefühl, man gehöre zum inneren Kreis.
Wie kam es überhaupt zu diesem Buchprojekt?
Eher zufällig. Ich sagte Linda, sie solle doch ihr Leben aufschreiben. So ein Leben mit vielen Abzweigungen, das sei spannend. Linda Geiser hat ja alles Mögliche gemacht. Sie hat zweitklassige südamerikanische Kunst verkauft, begann selber Kunst zu machen, hat Pornofilme synchronisiert. In New York hat ja niemand auf sie gewartet als Schauspielerin. Sie fragte dann mich, ob ich das schreiben wolle. Aber ich musste mir das schon überlegen, so eine grosse Sache.
Welche Rolle hat es gespielt, dass Linda Geiser ihr Haus in New York verkaufen wollte, für das Buchprojekt.
Heinz Stalder: Ich war zwar nie mehr im «Red House», aber ich war schon sehr traurig, als das im «Blick» gestanden ist. Da geht eine Ära zu Ende, etwas, was für alle Stipendiaten wahnsinnig wichtig gewesen war. Gabriela Kaegi hatte dann die Idee, man müsse Linda bei diesem Abschied begleiten. Und das wurde denn auch zum Rahmen für die Biographie.
Das Gespräch führte Matthias Haymoz.