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Die schwarzen Frauen aus Biel «Ich betonte oft, dass ich gerne Snowboard fahre und Fondue esse»

Im kürzlich erschienenen Buch «I Will Be Different Every Time» erzählen siebzehn schwarze Bielerinnen von ihren Lebenswelten und Perspektiven. Mitherausgeberin Myriam Diarra will mit diesem Buch Frauen eine Stimme geben, welche in der Schweiz selten wahrgenommen werden.

Myriam Diarra

Bewegungstherapeutin und Fachfrau Betreuung

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Die 43-jährige Myriam Diarra wurde in Biel geboren und lebt heute noch dort. Ihr Vater ist aus Mali, ihre Mutter aus Büren an der Aare. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

SRF News: In Ihrem Buch sagt eine Frau: «Ich musste immer beweisen, dass ich Schweizerin bin.» Trifft das auch auf Sie zu?

Myriam Diarra: Ja, das ist mir oft passiert, dass ich betonte, dass ich gerne Snowboard fahre und gerne Fondue esse. Als Kind habe ich leider auch manchmal gesagt, dass ich nicht so viele Schwarze kenne und mehr Schweizerin sei. Ich entwickelte eine ungesunde Haltung gegenüber meiner schwarzen Seite.

Ihr Buch «I Will Be Different Every Time» erschien vor wenigen Tagen, wie entstand die Idee dazu?

Ich traf mich mit den zwei anderen Herausgeberinnen und weiteren schwarzen Frauen. Wir sprachen über das Thema Rassismus und Sexismus. Und wir merkten schnell, obwohl wir alle sehr verschieden sind, gibt es gewisse Erfahrungen, die wir alle kennen.

Was wollen Sie mit diesem Buch erreichen?

Wir möchten Vorurteile abbauen, den Leuten eine andere Perspektive bieten. So möchten wir aufzeigen, dass es ganz viele verschiedene Menschen gibt - auch unter den schwarzen Frauen.

Myriam Diarra sitzt auf einer Parkbank.
Legende: Myriam Diarra. Bei den Weissen war sie die Schwarze, bei den Schwarzen die Weisse. Jörg André/SRF

War es schwierig, Frauen zu finden, die ihre Geschichte in Ihrem Buch erzählen wollten?

Nein, wir hatten gar keine Mühe. Lustigerweise haben aber viele am Anfang gesagt, dass sie zu diesem Thema gar nicht so viel zu sagen hätten. Und plötzlich kam ganz viel zum Vorschein.

Am Anfang war eine gewisse Skepsis da, Sie hatten in einem ersten Anlauf Mühe, das Buch zu finanzieren. Ist es Zufall, dass es jetzt klappte?

Ich weiss nicht, ob es Zufall ist. Es gibt für alles einen richtigen Moment. Wie bei einem Lied. In der einen Situation passt es, in der anderen nicht. Aber es ist schon speziell, dass es ausgerechnet jetzt rauskommt.

Es passt zur aktuellen Bewegung «Black Lives Matter», welche Europa und auch die Schweiz erfasste. Spüren Sie Solidarität durch diese Entwicklung?

Es ist schon spannend zu sehen, was das für einen Einfluss hat auf die Menschen.

Manche haben offenbar erst jetzt realisiert, dass es da ein Problem gibt.

Es freut mich, dass es durch diese Bewegung mehr Leute sehen, dass etwas nicht stimmt. Ein paar von ihnen haben es offenbar bis anhing nicht realisiert, dass es da ein Problem gibt. Und klar, man kann die Situation in der Schweiz nicht mit den USA vergleichen. Aber man erkennt nun mehr und mehr, dass Rassismus auch bei uns ein strukturelles Problem ist.

Was löst das bei Ihnen aus, wenn tausende weisse Schweizerinnen und Schweizer für dieses Anliegen auf die Strasse gehen?

Es tut gut. Es bewegt viel in mir, es kommen viele Emotionen hoch. Ich hoffe einfach, dass das nicht nur ein Trend ist.

Das Gespräch führte Jörg André.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr ; 

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