Im Kino läuft derzeit ein Film über die Baslerin Anna Tschannen, welche seit zwölf Jahren obdachlose Frauen und Männer frisiert und dabei manche Lebensgeschichte erfährt.
Im Dokumentarfilm von Regisseur Matthias Affolter «Im Spiegel - Vom Leben im Verborgenen» lernen die Zuschauerinnen und Zuschauer mehrere Obdachlose und ihre Geschichten kennen. Einen kurzen Auftritt hat auch Heiko Schmitt, der drei Jahre lang in Basel auf der Strasse lebte, nachdem ihn mehrere Schicksalsschläge aus der Bahn geworfen hatten.
Das ist vorbei. Er verliebte sich in einer der Hauptprotagonistinnen des Dokfilms und zwar ausgerechnet während den Dreharbeiten. Sie kamen zusammen und heute wohnen sie zusammen in einer kleinen Wohnung.
Mich interessieren die Menschen und deren Schicksale.
Anna Tschannen schrieb die Geschichten der Obdachlosen in ihrem Coiffeurstuhl auf und hatte schliesslich die Idee zum Film. Regisseur Matthias Affolter sei schnell Feuer und Flamme gewesen. Der Filmtitel «Im Spiegel» passe nicht nur gut, weil sich die Blicke der Coiffeuse und der Obdachlosen im Spiegel treffen, sondern auch darüber hinaus, findet Tschannen: «Wenn einen andere auf der Strasse anschauen, wird man bewertet und vielleicht auch als Abschaum betrachtet. Insofern fand ich den Titel sehr passend.»
Warum aber hat Anna Tschannen überhaupt damit begonnen, Obdachlosen die Haare zu schneiden? Sie würden die Menschen und deren Schicksale interessieren, sagt Tschannen, «es ist die Neugier, was haben die Menschen erlebt?».
Es geht darum, sich wohlzufühlen.
Der Haarschnitt stehe für einen Obdachlosen natürlich nicht zuoberst auf der Prioritätenliste, und doch sei er wichtiger als man denke, sagt der ehemalige Obdachlose Heiko Schmitt: «Es geht ganz einfach darum, sich selber wohlzufühlen.»