Er ist der legendärste Schaffhauser Politiker des letzten Jahrhunderts und als Sozialdemokrat weit über die Landesgrenze hinaus bekannt: der ehemalige Schaffhauser Stadtpräsident und Nationalrat Walther Bringolf. Vierzig Jahre nach seinem Tod wurde der Politiker am Montagabend mit einem eigenen Platz in der Schaffhauser Altstadt gewürdigt.
Wir könnten so viel aufzählen, was wir Bringolf zu verdanken haben.
In einer Zeremonie mit rund fünfzig Gästen wurde der «Platz», wie der Ort bisher hiess, in «Walther-Bringolf-Platz» umbenannt. «Wir könnten so viel aufzählen, was wir Bringolf zu verdanken haben», schwärmte der heutige Stadtpräsident Peter Neukomm (SP). «Der Stadtrat hat deshalb gefunden: Wenn der namenlose Platz einen Namen verdient hat, so ist dies derjenige von Walther Bringolf.»
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Bild 1 von 2Legende: Der «Walther-Bringolf-Platz» ist in der Schaffhauser Altstadt. SRF
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Bild 2 von 2Legende: Insgesamt drei Namensschilder kennzeichnen den umbenannten Platz. SRF/Roger Steinemann
Mit der Umbennung geht in Schaffhausen in Erfüllung, was sich viele Bürgerinnen und vor allem linke Politiker lange gewünscht hatten. So wurde etwa 1995 eine Initiative mit dem Begehren eingereicht. Sie wurde aber später für ungültig erklärt.
Grosses geleistet im Zweiten Weltkrieg
Erst im letzten Frühling wurde die Idee einer Umbennung wieder aktuell, als Schaffhausen des Angriffs im Zweiten Weltkrieg gedachte. Am 1. April 1944 bombardierten die Amerikaner die Stadt, Dutzende Menschen kamen ums Leben. «Stadtpräsident Walther Bringolf erwies sich damals als souveräner Krisenmanager», lobte Peter Neukomm in einer Festrede am Montag seinen Vorgänger.
Während des Zweiten Weltkrieges setzte sich Bringolf den Nationalsozialisten entgegen. So förderte er etwa nach der Machtübernahme Hitlers das Zürcher Schauspielhaus – damals eine der letzten grossen Bühnen im deutschsprachigen Raum, auf welcher noch das freie Wort galt.
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Bild 1 von 2Legende: 1959 empfing SP-Präsident Walther Bringolf (rechts) den regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, und seine Frau. Keystone
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Bild 2 von 2Legende: 1958 sprach Nationalrat Bringolf auf dem Lindenhof in Zürich vor 8000 Menschen. Keystone
«Sich als Stadtpräsident einer Grenzstadt dezidiert gegen die Nazis zu exponieren, war sehr mutig», so Peter Neukomm. Auch nach dem Krieg engagierte sich Bringolf als «Kulturförderer» und organisierte grosse Kunstaustellungen in Schaffhausen.
Walther Bringolf amtierte insgesamt 36 Jahre lang als Schaffhauser Stadtpräsident. Während über vierzig Jahren sass er als Nationalrat unter der Bundeshauskuppel.