Der eidgenössische Schwingerverband stellt für künftige Austragungen die Dimension des ESAF zur Diskussion. Obmann Markus Lauener sagt, wirtschaftlich müsse der Grossanlass aufgehen. «Wenn es eine Verkleinerung braucht, damit das aufgeht, dann ist das absolut kein Tabu.»
Wenn es eine Verkleinerung braucht, damit das aufgeht, dann ist das absolut kein Tabu.
Markus Lauener stellt sogar das traditionelle Konzept wechselnder Austragungsorte infrage: Es sei nicht in Stein gemeisselt, dass das Schwingfest alle drei Jahre woanders stattfinde und von einem lokalen Komitee organisiert werde, das dann ein zig-Millionen-Budget stemmen müsse. Vorstellbar sei «als Alternative vielleicht ein Standort, wo das ESAF wiederkehrend stattfinden würde».
Ein fester Austragungsort für das Eidgenössische Schwingfest würde erlauben, organisatorisches und finanzielles Knowhow langfristig aufzubauen. Dafür könnte in den anderen Landesteilen das Interesse am ESAF und dem Schwingsport nachlassen, wenn der publizitätsträchtige bisherige Standort-Wettbewerb wegfällt.
Als Alternative vielleicht ein Standort, wo das ESAF wiederkehrend stattfinden würde
In Pratteln entstand die Schwinger-Arena mit knapp 51'000 Plätzen auf Feldern am Ortsrand, eng begrenzt von der Bahn-Hauptachse Basel-Olten, der Kantonsstrasse, einem Gewerbegebiet und einem Bach-Graben - sogar mehrere Beton-Panzersperren wurden vorübergehend beiseite geschafft. Unter anderem die Sicherheitskosten fielen so höher aus als erwartet.
Am Ende besuchten am Festwochenende über 400'000 Personen das ESAF – ein neuer Rekord. Viel weniger verkauft als budgetiert wurden allerdings lukrative VIP-Tickets und Supporterschaften. Die Einnahmen aus diesen beiden Posten lagen auch klar unter jenen des letzten ESAF in Zug.
Schlussabrechnung im März 2023
Stunde der Wahrheit für das OK des ESAF Pratteln ist März 2023: Dann soll die Schlussabrechnung vorliegen. Für OK-Präsident Thomas Weber - er ist Baselbieter Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektor - ist das derzeitige Loch in der Kasse ein «Tiefschlag». Er hofft nun auf Rettung durch die Sponsoren sowie auch jene Firmen, denen das Fest noch Geld schuldet. Angestrebt werde eine Lösung bis etwa Mitte Januar.
Müssen Sponsoren Geld nachschiessen?
Der eigens für den Grossanlass lokal gegründete Trägerverein schuldet auch dem eidgenössischen Schwingerverband noch Geld, doch der Verband will den Organisatoren entgegenkommen. OK-Geschäftsführer Mathias Hubeli schliesst nicht aus, notfalls den Kanton Baselland anzugehen. Eine Defizitgarantie besteht nicht.
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Bild 1 von 6Legende: Joel Wicki feiert seinen Sieg am ESAF 2022 nach dem Schlussgang. Keystone / Urs Flüeler
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Bild 2 von 6Legende: Schwingerkönig Joel Wicki posiert mit dem Siegerstier. Keystone / Peter Schneider
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Bild 3 von 6Legende: Grosse Medienpräsenz am ESAF 2022 Keystone / Peter Schneider
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Bild 4 von 6Legende: Schwinger Nick Alpiger am Schwingerbrunnen beim 5. Gang Keystone / Urs Flüeler
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Bild 5 von 6Legende: Picknick in der Mittagspause am ESAF 2022 Keystone / Urs Flüeler
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Bild 6 von 6Legende: Der Aufwand war enorm für ein viertägiges Festwochenende. Keystone / Urs Flüeler
Angefragte Sponsoren lassen derzeit offen, ob sie Geld nachschiessen. Die Irritation über das Finanzloch ist gross. Feldschlösschen als sechsmaliger ESAF-Partner etwa verweist auf gute Abschlüsse anderer Austragungen.
Nächster ESAF-Austragungsort ist Glarus. Das dortige OK hat die Situation des Pratteler Schwingfestes gemäss OK-Chef Jakob Kamm «zur Kenntnis genommen». Das ESAF 2025 in Glarus rechnet mit einem Budget von 35 bis 40 Millionen Franken.