Als die Züge noch von Dampflokomotiven gezogen wurden, standen an vielen Bahnhöfen Musikautomaten. Zum Beispiel in Grenchen Süd. Ein solcher Automat verkürzte dort um 1900 herum den Bahnreisenden das Warten auf den Zug.
Vorbehalten war der Musikautomat den vornehmen Reisenden, er stand im Wartsaal der 1. Klasse. Für 20 Rappen spielte er eine Melodie und liess dazu die Puppen tanzen. Später landete er im Depot des Kultur-Historischen Museums Grenchen.
Reparatur mit Schwanenfedern
Uhrmacherin Rebekka Meier, die in Grenchen ein eigenes Atelier unterhält, hat ihn nun wieder zum Leben erweckt. Zuerst hat sie die Musikdose und den Puppenmechanismus auseinandergenommen und von Staub und altem Öl befreit.
Dann hat sie den zerbrochenen Start-Stop-Mechanismus repariert, den Stimmkamm frisch gestimmt und mit feinen Dämpfern aus neuen Schwanenfedern ausgestattet. Schwanenfedern? «Ja, auf der Aare habe ich vom Gummiboot aus Schwanenfedern gesammelt», lacht die Uhrmacherin.
Auch die vier tanzenden Puppen wollte Rebekka Meier wieder möglichst originalgetreu einkleiden. Bei einer Kleider-Sammlerin fand sie über 100-jährige Seide, aus denen sie neue Kleidchen schneiderte.
Acht (un)bekannte Melodien
Nun steht der Musikautomat beim Eingang des Kultur-Historischen Museums Grenchen . Allen, die zwei Franken einwerfen, spielt der Automat eine seiner acht Melodien vor. Doch was sind das für Melodien?
Das Museums-Team hat es noch nicht herausgefunden und bittet um Mithilfe der Radio-Hörer. Zumindest der Radio-Reporter konnte schon mal helfen. Eine der Melodien erkannte er als Zapfenstreich, der in der Schweizer Militärmusik noch heute gespielt wird.