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Einsatz in der Corona-Krise «Wir hatten mit Unwissen und verschiedenen Meinungen zu kämpfen»

Seit 18 Jahren arbeitet Rudolf Hauri als Kantonsarzt des Kantons Zug. Er ist ebenfalls oberster Kantonsarzt der Schweiz und hatte während der intensiven Phase der Corona-Pandemie die Funktion der obersten fachlichen Instanz. Wen soll man testen, wen soll man in Quarantäne schicken und wen daraus entlassen? Und was tun im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus? All diese Entscheide musste er treffen.

Heute, nachdem die Ansteckungsrate stark abgeflacht ist und in den meisten Bereichen wieder das alltägliche Leben zurückgekehrt ist, blickt Rudolf Hauri auf die letzten intensiven Wochen und Monate zurück.

Das Bild, das im Kopf bleibt

«Am prägendsten für mich waren schon die Bilder, die man auch in den Medien immer wieder gesehen hat - die Personen mit Hygienemasken. Aber auch Bilder von verunsicherten Personen, die Fragen zum Verhalten haben.»

Das Schwierigste an der Arbeit als Kantonsarzt in den letzten Wochen

«Das Schwierigste war die Unsicherheit. Wir hatten und haben immer noch so viel Unwissen über dieses Virus. Da kamen so viele verschiedene Meinungen, Vermutungen und Behauptungen von Experten zusammen. Da einen Weg zu finden, der vernünftig scheint und Handlungen abzuleiten, das war sehr schwer. Man kommt in solchen Situationen an seine Grenzen und muss einen kühlen Kopf bewahren.»

Ich bin beeindruckt, wie schnell die Leute die schlimmen Bilder von Corona vergessen.
Autor: Rudolf Hauri Zuger Kantonsarzt

Was man hätte besser machen sollen

«Das kann ich so nicht konkret sagen. Es gab einfach immer wieder politische Entscheide von oben, die es umzusetzen galt. Das war nicht immer einfach und meist merkt man erst, wenn die Umsetzung vollzogen werden soll, dass etwas nicht funktioniert oder nicht gut ist.»

Wie es weitergeht mit Corona

«Das wichtigste Mittel momentan ist das Contact Tracing. Aber das muss man mit Bedacht machen. Alle Bereiche der Überwachung von Krankheits- und Verdachtsfällen kann man nicht abdecken. Es ist einfach sehr wichtig daran zu denken: Corona ist nicht vorbei. Deshalb bin ich schon beeindruckt, wenn ich in der Öffentlichkeit unterwegs bin und sehe, wie schnell gewisse Eindrücke verschwinden. Dann denke ich: man könnte sich vielleicht schon noch etwas anders verhalten. Das Virus ist nicht verschwunden. Die Regeln - natürlich mit einem gesunden Augenmass - werden aber schon wieder weitgehend nicht mehr eingehalten. Die Leute sind beispielsweise wieder nahe zusammen und verhalten sich so, als ob alles vorbei wäre. In solchen Situationen wünscht man sich einfach, dass die Leute nicht so schnell vergessen, was wir in den letzten Wochen erlebt haben.»

Das Gespräch mit Rudolf Hauri führte Mirjam Breu.

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