- Niederlage für den Stadtrat von Lenzburg. Der Einwohnerrat weist die 4.6 Millionen Franken für die Sanierung der Bleiche zurück.
- Das Resultat am Donnerstagabend war extrem knapp: 18 Nein, 17 Ja, 2 Enthaltungen.
- Die Mehrheit des Rates war der Ansicht, der Stadtrat handle zu überstürzt, es fehle ein detailliertes Vorprojekt.
- Das Projekt verzögert sich nun und führt dazu, dass man für die Schule provisorische Räume einrichten muss.
Der Aargau hat eine reiche Industriekulturgeschichte. Zum Beispiel gibt es zwischen Wildegg, Lenzburg und dem Hallwilersee einige Zeitzeugen aus der Zeit der Industrialisierung. Entlang des Aabachs gab es in den letzten 250 Jahren total 27 Werke, welche das Wasser und dessen Kraft nutzten. Einige kann man auf dem Weg «Industriekultur am Aabach» besichtigen.
In Lenzburg liegt am Aabach die Bleiche, «die Alti Bleichi», ein Gebäude direkt am Bach. Sie sei ein bedeutender Abschnitt von «Kleinvenedig» (so heisst das Quartier am Aabach), sagt der Stadtrat Martin Stücheli. Rechts auf dem Foto steht die Bleiche mit dem Wasserrad, auf der anderen Seite stehen Häuser mit Lauben, die über dem Bach liegen.
In der Bleiche wurde der Grundstein für die Industrialisierung im Aargau gelegt. Die Familie Hünerwadel wirkte hier in Lenzburg als Fabrikbesitzerin und Textilhändlerin im 18. und 19. Jahrhundert. Die Familie ist eng mit der Lenzburger und Aargauer Textilindustrie verbunden. Der Lenzburger Stadtrat will einen Teil der Zeitzeugen von damals, das Bleiche-Gebäude und das Wasserrad, sanieren.
In der Bleiche sollen Räume für textiles und technisches Gestalten für Schüler und Schülerinnen entstehen. Ausserdem soll im oberen Stock ein Mittagstisch eingerichtet werden.
Weiterhin soll auch ein Stück Industriekulturgeschichte vermittelt werden. Der Verein Industriekultur am Aabach hat die Geschichte rund um die Bleiche aufgearbeitet. Sie sei ein wichtiger Zeitzeuge, findet Martin Stücheli.
«Der Einbau von Räumen für Textiles Werken, das passt zur (Textil-) Geschichte der Bleiche», sagt Martin Stücheli. Er ist auch Präsident des Vereins Industriekultur Aabach. Die Sanierung der Bleiche soll nicht Industriekultur zeigen, sondern auch die Schule entlasten.
Alleine die Sanierung des Wasserrads soll 450'000 Franken kosten. Die Stadt Lenzburg würde sich mit 175'000 Franken beteiligen. Der Rest kommt aus dem Swisslos Fonds und von privaten Sponsoren. Auch die Gebäudesanierung, Dachsanierung und der Ausbau der neuen Räume kostet natürlich.
Mit den neuen Räumen in der Bleiche hätte der Stadtratrat das Mühlematt-Schulhaus entlasten wollen. Das ist nun vorläufig nicht möglich. Deshalb muss wohl mit Provisorien mehr Raum geschaffen werden.