In einer geheimen Wahl gaben die Berner Stadträtinnen und Stadträte Kurt Rüegsegger (SVP) den Vorzug. Rüegsegger bekam 51 Stimmen, Hess bloss 21. Rüegsegger nahm die Wahl an.
Wer wie gestimmt hatte, blieb zunächst unklar. Nur die Freie Fraktion hatte sich offen gegen Hess ausgesprochen, der aufgrund rassistischer und sexistischer Äusserungen als «höchster Berner» nicht in Frage komme.
Coup gelungen
Die Mitte-Fraktionen GLP und BDP/CVP wollten Hess zumindest eine Chance als zweiter Vize geben. Die FDP hatte Stimmfreigabe beschlossen. Die Fraktion SP/JUSO, GFL/EVP und GB/JA äusserten sich vor der geheimen Wahl nicht und landeten dann einen eigentlichen Überraschungscoup.
Nicht loyal
SVP-Fraktionschef Alexander Feuz hatte vergeblich für den offiziellen Kandidaten geworben. «Erich Hess weiss, dass er als Präsident einen anderen Hut trägt denn als Parlamentarier», sagte Feuz. Er sei initiativ und einsatzfreudig - «und wir kennen ihn alle: harte Schale, weicher Kern.» Nach der Wahl übte Feuz harte Kritik an Rüegsegger. Dass dieser die Wahl angenommen habe, sei «nicht loyal».
Die rot-grüne Mehrheit inklusive FDP wollte niemanden im Ratspräsidium, der die SVP-Parteilinie effektiv vertritt.
Erich Hess selber zeigte sich nach der Wahl nur wenig enttäuscht. Für ihn ist klar: «Die rot-grüne Mehrheit inklusive FDP wollte niemanden im Ratspräsidium, der die SVP-Parteilinie effektiv vertritt.»