Christof Rösch, die Baukultur war schon oft Gegenstand von Forschungen, viel ist darüber längst bekannt. Gibt es überhaupt noch offene Fragen zum Thema, mit dem sie sich auseinandersetzen?
Christof Rösch, Nairs: Die Baukultur im Engadin ist besser erforscht als andernorts. Die Reaktionen auf diese Forschungen sind aber noch nicht genügend zu spüren. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen und mehr über Handwerkstechniken zu erfahren.
Sie konzentrieren sich unter anderem auf den Kalk und restaurieren im Zuge des Projekts einen alten Kalkofen im Unterengadin. Welche Rolle spielte der Kalk im Engadin?
Die Landschaft gibt vor, wie gebaut werden kann. In diesem Fall war es eben der Kalkstein, der als Rohstoff zur Verfügung stand. Wir wollen den Sinn für dieses Material schärfen und so erreichen, dass wieder mehr traditionell mit Kalk gebaut wird. Das Engadin soll nicht irgendwann aussehen wie Altstetten oder Oerlikon.
Aber gerade die Zentren im Engadin haben den ursprünglichen Charakter längst verloren, gebaut wird bereits wie andernorts.
Das ist eine Tatsache, gewisse Einflüsse liessen sich nicht verhindern, das ist ein Problem. Wichtig ist es deshalb, dass die bestehenden, klassischen Dorfstrukturen erhalten bleiben und dass neue Gebäude wieder traditioneller werden.
Kann Ihr Projekt dieses Ziel, dieses Umdenken überhaupt erreichen?
Wir hoffen es. Meine Idealvorstellung ist es, eine Art Prototyp zu bauen. Ein Engadinerhaus, mit den traditionellen Rohstoffen wie eben Kalk. Daran könnten sich Bauherren dann orientieren, wenn sie umbauen oder ein neues Haus bauen.