SRF Regionaljournal: Michael Baumgartner, was hat die Nationalsozialisten konkret an Paul Klee und seinem Werk gestört?
Michael Baumgartner: Den Nazis passte all das nicht, was ihren Idealen widersprochen hat. Klee war ihnen besonders ein Dorn im Auge, nicht zuletzt, weil er mit dem jüdischen Kunsthändler Albert Flechtheim zusammengearbeitet hat.
Durch die Verfolgung wurde Paul Klee in den USA sehr bekannt.
Wie gingen die Nazis 1933 mit Paul Klee um?
Es gab Artikel in der lokalen Presse. Er wurde als Jude und Bolschewik bezeichnet. Dann wurde er freigestellt, was faktisch einem Berufsverbot entsprach. Er wurde entlassen und kam Ende 1933 in die Schweiz zurück. Diese Rückkehr war ein grosser Schock für ihn.
Gab dies einen Knick in seiner Karriere?
Zuerst schon, weil seine Kunsthändler nicht mehr da waren. Der ganze Kunsthandel hatte sich in die USA verschoben. Viele jüdische Kunsthändler gingen nach New York. Paradoxerweise führte die Verfolgung von Paul Klee dazu, dass Klee in den USA sehr bekannt wurde.
Was hat das Auftauchen der Sammlung Gurlitt in der Kunstszene ausgelöst?
Man hat gemerkt, dass das Thema «entartete Kunst» keineswegs erledigt ist. Der Fall Gurlitt hat bei den Museen die Erkenntnis gestärkt, dass man unbedingt die eigenen Bestände erforschen und alles sauber auf den Tisch legen muss.
Das Gespräch führte Urs Gilgen.