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Entgegen dem Trend In Basel gibt es immer weniger deutsche Grenzgänger

2.4 Prozent mehr Grenzgänger gab es in der Schweiz im zweiten Quartal 2019 verglichen mit dem Vorjahr. Doch im Kanton Basel-Stadt zeigt die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung. Die Gründe dafür liegen vor allem in Deutschland.

Grenzgänger gehören in Basel zum Alltag wie die grünen Trams. Die rund 34'000, die im Kanton Basel-Stadt arbeiten, stammen fast zu gleichen Teilen aus Deutschland und Frankreich. Und jedes Jahr wurden es in der Vergangenheit ein paar hundert Grenzgänger mehr. Doch seit 2017 hat ein Rückgang eingesetzt. Er macht sich zuerst bei den Arbeitnehmern aus Deutschland bemerkbar.

«Der Hauptgrund dafür liegt in Deutschland selbst», erklärt Michael Siegenthaler, Arbeitsmarktspezialist an der ETH Zürich. «Die Arbeitslosigkeit ist dort auf einem noch nie dagewesenen Tiefstand.» Ausserdem seien die Reallöhne in Deutschland in den vergangenen Jahren angestiegen – im Gegensatz zur Schweiz. «Damit wird es natürlich schwieriger, Grenzgänger nach Basel zu locken.»

Zu früh für eine Trendwende

Grosse Basler Unternehmen wie Roche oder Novartis bestätigen auf Anfrage, dass die Zahl von deutschen Bewerberinnen und Bewerbern zurückgegangen ist.

Grafik mit zwei Kurven.
Legende: Während die Anzahl Grenzgänger in der Schweiz seit 10 Jahren stetig steigt, ist sie in Basel-Stadt wieder zurückgegangen. SRF

Auch Samuel Hess vom Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Basel-Stadt beobachtet diese Entwicklung. In den letzten zwei Jahren hat die Zahl der Deutschen Grenzgänger um 5.5 Prozent abgenommen. Von einer Trendwende will Hess aber nicht sprechen: «Es ist noch zu früh, um das zu sagen, aber wir beobachten diese Zahlen natürlich».

Denn die Grenzgänger sind für Basel-Stadt immer noch wichtig. Jeder sechste Erwerbstätige sei ein Grenzgänger aus Deutschland oder Frankreich, so Hess. In der Pharmabranche sei es sogar jeder Dritte.

Neu kommen sie von weiter weg

Dem Verein Grenzgänger, der seit 40 Jahren Deutsche auf Arbeitssuche in der Schweiz berät, geht deshalb die Arbeit zwar noch nicht aus.

Doch Nico Proietto vom Verein Grenzgänger stellt eine Verlagerung fest. Es gebe weniger Interessenten aus dem grenznahen Raum. Dafür aber solche, die von weit weg zum Beispiel aus Berlin oder Hamburg in die Schweiz kommen und unter der Woche hier als Wochengrenzgänger leben. So etwas sei früher aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen.

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